Wie Kaffee gegen Kaufrausch hilft.

Picture of Babette Lichtenford

Babette Lichtenford

foto: michael bernhardi

Es ist Oktober. Gefühlt bin ich noch mitten im Sommer. Aber dank mannigfaltiger, schreiend orangefarbener Kürbisdeko nebst Spinnweben ist Halloween schon im Anmarsch, um dann allerspätestens am 1. November von Jingle Bells und anderem unvermeidlichem Weihnachtsgedöns abgelöst zu werden, damit ich mich dann am 3. Januar definitiv auf den Frühling freue. Die Zeit rast nicht. Wir rasen. Auch wenn sämtliche Coaches dieser Welt anraten, „im Moment zu leben“. Wir tun es nicht, wir stürzen uns flott von einer Saison in die nächste. Ein offensichtlich zutiefst menschliches Phänomen, das für Mode- (und Marzipan-)Hersteller aber ziemlich lukrativ ist.

Fakt ist, dass Konsum (ohne Lebensmittel!) für ca. 38% unseres CO2-Fußabdrucks verantwortlich ist.* Fakt ist auch: „Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen in Deutschland im Schnitt sechzig Kleidungsstücke pro Jahr. (…) Jedes fünfte Kleidungsstück wird (in Deutschland) so gut wie nie getragen.“** Unschwer, sich vorzustellen, welche Konsequenzen das neben CO2-Emissionen sonst noch hat (#Wasserverbrauch, Pestizide, Müll, Mikroplastik etc.).

Wie retten wir uns also vor Shopping-Anfällen und hemmungslosem Schwelgen in Kuschelpullis und Marzipan? Verzichten macht keinen Sinn, das hält ja eh keiner durch.

Erstmal Kaffee kochen.

Kein Scherz. Wer seine Kaufrausch-Anwandlungen aussitzt (beim Kaffee nämlich), der hat wirklich eine ganze Menge erreicht bzw. vermieden. Impulskäufe, weil es ja sooo ein Schnäppchen war oder der Frust groß oder eine Belohnung längst fällig, sind einer der großen Faktoren für die „1 Milliarde Kleidungsstücke, die ungenutzt im Schrank liegen“***.

Ok, ich fasse mich also an die eigene Nase und nehme mir vor (ganz fest), bei der nächsten Schreibblockade NICHT nach neuen Winterpullis im Netz zu suchen, sondern ganz in Ruhe und mit Muße einen Cappuccino zu trinken. Nein, ihn wirklich zu genießen. Das soll helfen, sagt man.

Und wenn einen (mich) dann doch das große Frieren überkommt: Secondhand ist eine sehr gut funktionierende Alternative. Es gibt eine ganze Menge Plattformen (Linkliste s. unten), die sich lohnen, – auch wenn man selbst Ex-Lieblinge und Fehlkäufe verkaufen will. Womit wir beim Ausmisten wären.

Minimalismus?

Um ehrlich zu sein, ich bin für das Prinzip Capsule Wardrobe deutlich zu inkonsequent. Was unter anderem auch am Marzipan liegt, das dann eben dafür sorgt, dass meine Lieblingsjeans in 2 Größen im Schrank hängt. Klasse statt Masse, Naturmaterialien statt Synthetik-Mixe, Kaffee statt Kartoffeln hilft aber auch hier. Ausmisten also. Und dann?

Secondhand-Plattformen bzw. -Läden haben wir schon erwähnt. Klamottentausch mit Freunden funktioniert auch. Oder Recycling via z.B. Recycling Hero, die Altkleider kostenlos abholen und in Deutschland verwerten: also je nach Zustand die Sachen in Secondhand-Läden geben, an NGOs spenden oder up-/downcyceln. (Mehr dazu hier: www.recyclehero.de/altkleider)

Verschenken? Wenn man nicht gerade sowieso räuberische Kinder hat – mit der App Giftd kann man seine Kleider einfach ohne Tauschgeschäft oder andere Bedingungen weitergeben. „Auch bei Giftd geht es darum, dass man Kleidung nicht mehr besitzen muss und so einen anderen Umgang mit Mode lernt, der spielerischer ist und andererseits auch überlegter, wenn man für wenige und wertige Stücke Geld ausgibt, die lange in der Garderobe bleiben sollen.“****

Bleibt das Spenden: Bei Fairwertung sind es beispielsweise ausschließlich gemeinnützige Organisationen, die für unterschiedliche soziale Zwecke Altkleider sammeln. Es lohnt sich, auf das entsprechende Label auf Altkleider-Containern zu achten. Dann kann man einigermaßen sicher sein, dass die Klamotten nicht in Afrikas Müll landen.

So weit. So gut. Es ist Oktober. Es ist Zeit, die Sommergarderobe einzumotten und die Winterklamotten herauszuholen. Ich werde mir also jetzt einen sehr leckeren Peru Espresso kochen, mich mit ihm vor meinen Kleiderschrank setzen, ganz in Ruhe analysieren: Was ziehe ich an? Was nicht? Und dann kann es ja losgehen.

Ganz ehrlich, wie geht ihr mit dem Thema um? Erliegt ihr den neuesten Herbst-Look-Must-Haves? Oder wie rettet ihr euch vor Kaufrausch und Co.? Schreibt uns gern in den Kommentaren.