Was ist Erfolg?

„Was für eine blöde Frage!“, mag man denken: Erfolg ist unternehmerischer Gewinn. Geld. Wohlstand. Und dann kommt erst mal ziemlich lange nichts. Unternehmerisches Handeln, das sich an Werten orientiert, ist selten. Oder wie es so schön in Bert Brechts „Mutter Courage“ heißt: „Erst kommt das Fressen. Dann die Moral“. Ändert sich das jetzt angesichts von Klimakrise & Co.? Denn eins ist klar: Der Hebel, den Investoren haben oder hätten, ist gewaltig.

Picture of Kristin Oldenburg

Kristin Oldenburg

foto: taisiia shestopal on unsplash

Rendite. Rendite. Rendite.

Der Markt für nachhaltige(re) Produkte wächst. Weil das Bewusstsein der Konsumenten – und damit ihre Nachfrage nach weniger belastenden, sinnvolleren, ökologischeren Produkten – größer wird. Und siehe da: Investoren beziehen die Auswirkungen eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft jetzt in ihre Beurteilung ein. Was nicht bedeutet, dass die Investmentbranche jetzt grün und verantwortungsvoll würde. Es lohnt sich nur ganz einfach.

„Wir Investoren werden danach beurteilt, wie viel Rendite wir erwirtschaften – nicht danach, wie viel Gutes wir tun. (…) Manche Probleme, die etwa durch den Klimawandel entstehen, werden so drängend und unbequem, dass (…) Unternehmen bereit sind, viel Geld zu zahlen, um sie abzumildern. Wer also gute Lösungen dafür anbietet, der wird einen Markt haben. Und wer einen Markt hat, wird Investoren überzeugen können. So einfach ist das.“ Sagt Madeline Lawrence, Investorin bei VC Peak, in der brand eins*.

Das Problem: Risikokapital-Investoren arbeiten in 10-Jahreszeiträumen. Das heißt 5 Jahre wird in ein Unternehmen, z.B. ein Start-up, investiert. Und dann hat man 5 Jahre Zeit, um eben diese Investition mit möglichst viel Rendite zurückzuzahlen. Insbesondere technische Innovationen, die hohe Invests brauchen, lassen sich in so kurzer Zeit kaum zur Marktreife bringen (z.B. Co2-Speicher, Biokraftstoffe, Wasserstoff-Technologie usw.) Aber, so Fabian Heilemann von Aenu*, hier setzt wohl auch ein Umdenken ein, sodass langfristigere, sogenannte „Evergreen-Fonds“** eine Lösung insbesondere für Tech-Unternehmen sein.

Gutes Geld? Schlechtes Geld?

Es scheint allerdings momentan noch eine Debatte unter den Investoren zu geben: Woher kommt das Geld, das für einen Fond von Unternehmen oder Privatpersonen eingesammelt wird? „Darf“ ein nachhaltiger Fond Kapital von einem Öl-Unternehmen nehmen? Oder von einem Rüstungskonzern? Einem Chemiekonzern? Ist das dann eine Form von „Geldwäsche“? Gesa Miczaika, von Auxxo Female Catalyst Fund meint: „Die großen Vermögen dieser Welt fußen so gut wie immer auf irgendeiner Art von Ausbeutung, zumindest wenn man ihr Entstehen weiter zurückverfolgt. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Dass über solche Fragen diskutiert wird, zeigt jedoch, dass sich in der Finanzindustrie etwas verändert hat.“* Schön wär’s.

Aber was bedeutet das letztendlich alles für uns, die „Ottonormalverbraucher“ mit ihren kleinen und mittleren Budgets? Meine persönliche Konsequenz aus alledem, was ich durch die Recherche für diese Serie „Grüne Geldanlagen“ gelernt habe, ist:

Konto bei einer „grünen“ Bank ist einfach zu machen, Haken dran.

Falls ich jemals in die Lage komme, Geld zu investieren, habe ich einen ersten Plan, wie ich nach welchen Positiv- bzw. Negativkriterien suchen kann. (www.mounthagen.de/mount-hagen-und/green-lifestyle/sprechen-wir-doch-mal-ueber-geld-teil-2-geldanlagen-in-gruen/)

Und: Als Konsumenten haben wir mehr Macht, als wir denken. Mit Entscheidungen für Bio, für Slowfashion, für Bahn statt Fliegen etc. nehmen wir Einfluss. Und zwar nicht nur auf unseren ganz individuellen ökologischen Fußabdruck, sondern auch auf Unternehmen, Märkte – und damit auf die Finanzwelt. Insofern lohnen sich alle unseren kleinen und kleinsten Investitionen in den Biobäcker an der Ecke, in den Secondhandpulli, in den morgendlichen Demeter-Kaffee dann eben doch. Und das ist: Erfolg.

Quellen:
*brand eins 6/23
**www.finanzen-lexikon.de/cms/glossar-lexikon/27-lexikon-e/155-evergreen-fonds.html

Evergreen-Fonds sind in der Regel so konzipiert, dass sie ein langfristiges Engagement in den Märkten ermöglichen. Im Gegensatz zu Fonds mit einem festen Enddatum oder Ziel haben Evergreen-Fonds keine zeitliche Begrenzung. Stattdessen setzen sie sich zum Ziel, kontinuierlich in den Märkten engagiert zu sein und einen stetigen Strom von Kapital und Renditen zu generieren.