Die Frau, die den Kaffeefilter erfand.

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Kristin Oldenburg

foto: clam lo von pexels

Kaffeekrümel zwischen den Zähnen, auf der Zunge, in der Tasse können einem auch heute noch wirklich den Spaß verderben. Aber vor ca. 150 Jahren war das gang und gäbe. Gemahlene Kaffeebohnen wurden mit heißem Wasser übergossen, man wartete, bis sich das Pulver abgesetzt hatte, und goss das Gebräu durch ein Sieb. So richtig viel Genuss kam bei dieser meist nur noch lauwarmen Brühe dann doch nicht auf. Die Frenchpress war noch nicht in die Haushalte eingezogen (patentiert wurde sie offiziell auch erst 1929 in Italien). Und Mokka war auf Dauer auch keine Lösung.

Eine ebenso einfache wie geniale Lösung.

Amalie Auguste Melitta Liebscher, inzwischen verheiratet mit dem Kaufmann Emil Hugo Bentz und Mutter zweier Söhne, sah das offensichtlich und suchte nach einer besseren Lösung. Sie experimentiere mit einem durchlöcherten Messingbecher als Sieb und probierte dann mit einem Löschblatt ihres Sohnes aus, was passieren würde. Es passierte: die Erfindung des Kaffeefilters.1908, mit 35 Jahren, meldete sie ihre geniale Idee beim Kaiserlichen Patentamt als Gebrauchsmuster an: „Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem und mit Vertiefung versehenem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern“. Sie legte damit das Fundament für ein Familienimperium und revolutionierte „mal eben“ den Kaffeemarkt.

Ihr Mann unterstützte sie beim Vertrieb. Auch er war wohl recht innovativ, was neue Wege anging (offensichtlich erfand er das Vorführdamen-Prinzip bei kleinen privaten Veranstaltungen, ein System, das sehr viel später aus den USA als Tupper-Party zurück nach Deutschland kam). 1936 war es dann so weit: Der berühmte konisch zulaufende Porzellan-Filter nebst passenden Filtertüten wurde patentiert. Und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Filterkaffee ist heute (trotz Kapseln & Co.) immer noch die beliebteste Zubereitungsart für Kaffee. 46% der Deutschen trinken ihn regelmäßig, Vollautomatenkaffee (32,9%) und Cappuccino (28,9%) liegen klar dahinter. Und es sieht so aus, als würde der „Handfilter“ – oder neudeutsch „Pour-over“ – immer beliebter werden. Auch wenn es inzwischen eine ganze Reihe Konkurrenten für die Porzellanfilter gibt, ist das Grundprinzip eigentlich immer dasselbe. Auch bei der Chemex, einer Erfindung des Chemikers Peter Schlumbohm aus dem Jahr 1941, die allerdings auch vom Design her so gelungen ist, dass sie im MOMA in New York ausgestellt wird (der M-Porzellanfilter übrigens nicht) und unter Kaffeefans sehr gehypt wird.

Ob der Kaffee dann so anders schmeckt, das haben wir für einen anderen Beitrag hier im Blog ausprobiert. Schaut doch mal unter „Die Chemex – den Hype wert? Oder nicht?“, da gibt es auch noch einige ganz praktische Tipps zu Filterkaffee und dazu, wie man ihn am besten zubereitet. Und welche Tüten man nehmen sollte: Papier? Gold? Die Kaffeesocke?

Für uns ist natürlich noch etwas ganz anderes essenziell: der Kaffee selbst. Richtig guter Kaffee bedeutet (zumindest bei uns): Er kommt zu 100% aus Bio- oder Demeter-Anbau. Er wird zu 100% fair gehandelt. Und er wird ganz sanft, schonend und langsam im Trommelröster veredelt. Weil er nur dann seine opulenten Aromen voll und ganz entwickeln kann. Unser momentaner Lieblingsfilterkaffee ist übrigens der Peru Kaffee: Ein Single Origin (eigentlich sogar ein Single Estate), von La Chacra D’dago in Peru, aus 100%igem Demeter-Anbau. Ihn morgens ganz entspannt zu mahlen und von Hand aufzubrühen ist für alle Sinne ein Fest. Mal probieren?

Quellen:
https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/patentefrauen/melittabentz/index.html
https://www.tchibo.com/news/kaffeereport-2023