Verkaufsargument, Basis für Zukunftsfähigkeit, durch nichts zu ersetzen: Der Mehr-Wert von Bio.

Es war eine der Fragen, die immer irgendwann auf dem Tisch eines Markenkommunikationsmenschen (sprich: mir) landen: Verkauft das, was du da erzählst, überhaupt eine Packung Kaffee mehr? Machen „Werte“ überhaupt Sinn? Logisch, was ich darauf antworte. Aber wie sehen das denn andere?

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Barbara Beiertz

foto: don ricardo on unsplash

Die Wertschöpfer.

Was hält eine der werteorientiertesten Branchen schlechthin – die Biobranche – von Werten in einer Zeit, in der die Multikrisen so massiv auf die Konsumlaune schlagen? Auf der Biofach im Februar haben wir die Entscheider großer und kleiner Biomarken dazu befragt.

Barnhouse:

„Bio ist an sich erstmal kein Wert. Aber wenn man sieht, was dahintersteckt, was für eine Arbeitsweise, MIT der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie, das ist ein großer Wert.

Ein weiterer ist die Qualität eines Lebensmittels. Dass es keinen Mist enthält und wir es nicht, um die Marge zu erhöhen, mit Zusatzstoffen „schönen“. Es ist ein ehrliches Produkt und ein aktiver Beitrag für eine bessere Umwelt.

Wir wirtschaften anders – nicht rein profitorientiert. Wir müssen auch Geld verdienen, daran ist ja auch nichts Verkehrtes, aber es ist immer die Frage: Wie mach’ ich das? Das ist seit 45 Jahren unser Erfolgsgeheimnis, von dem wir nie abgewichen sind – und auch nie abweichen werden.“
(Andreas Bentlage, Leitung Marketing & Produktmanagment)

Zukunftsstiftung Landwirtschaft:

„Werte müssten eigentlich ein Verkaufsargument sein. Das Problem ist aber gerade in Deutschland, dass es im Lebensmittelbereich immer um „billig-billig“ geht. Da ist viel kaputtgemacht worden in den letzten 30 Jahren. Darum ist es schwer zu vermitteln, weshalb ein Produkt vielleicht 20–30 Cent teurer ist als ein anderes.

Man muss viel Kraft reinstecken, um die Wertschätzung wieder aufzubauen – auch die Glaubwürdigkeit. Wenn ich Verbraucher frage, warum sie denn nicht Bio kaufen – am Geld liegt’s nicht, das sind Menschen, die könnten das eigentlich – sagen sie: ,Ja, ich weiß nicht, ob dem zu trauen ist.‘

Aber: Erklärung ist das eine. Erleben das andere. Das merken wir auch besonders bei der Saatgutfrage. Wenn die Leute mal auf einem Züchtungsstandort gewesen sind, dann sind sie begeistert. Weil sie erlebt haben, welche Arbeit, welches Engagement da drin steckt. Dann wird es authentisch! So etwas Ähnliches im Regal, im Supermarkt zu vermitteln, ist natürlich schwer.“
(Oliver Willing, Geschäftsführer)

Oliver Willing
foto: stephan muennich

Oliver Willing
foto: stephan muennich

Regionalwert AG:

„Werte sind natürlich erst mal etwas Immaterielles. Das Wichtige ist, dass man sie in der Wirtschaft sichtbar macht, sie ins Materielle überführt, in monetäre Werte. Und das wird die Herausforderung sein: Die Nachhaltigkeitsleistung bzw. die Gemeinwohlleistung der Landwirte zu erfassen, zu bewerten und zu monetarisieren – um der Tätigkeit auch einen monetarischen Wert zu geben.

Das ist der entscheidende Punkt. Denn das kann dann auch vom Konsumenten oder anderen Akteuren entsprechend wertgeschätzt werden. Mit der ESG-Leistungsrechnung der Regionalwert Leistungen GmbH ist das jetzt auch für die Foodbranche möglich.“
(Malte Bombien, Geschäftsführer Hamburg / Matthias Lohneis, Projektfinanzierung, Franken)

ÖMA:

„Die Frage ist, warum gebe ich für Bio nicht genug Geld aus? Im Grunde genommen ist das Wissen um die Vorteile von Bio immer noch nicht so richtig angekommen.

Natürlich: Wenn Unternehmen Absender sind, dann wirft man zu Recht heutzutage erst mal einen kritischen Blick darauf: Machen die jetzt Greenwashing oder meinen die das wirklich ernst? Das ist ein hoher Aufwand für jemanden, herauszufinden, inwiefern das Unternehmen tatsächlich das, was es sagt, auch in sich trägt und umsetzt.
Es wäre sehr, sehr wichtig, den Menschen mitzuteilen, was der Vorteil an Bio ist und was das mit sich bringt: Da geht es um Boden, da geht es um Biodiversität, da geht es um sauberes Wasser. Das sind ja alles Dinge, die da mit reinspielen, die sich auch auf die Preise am Ende auswirken.

Aber: Aus meiner Sicht können wir das nur vermitteln, wenn wir uns auf irgendeine Art und Weise zusammenschließen und mit Kooperationen versuchen, das voranzutreiben.“
(Philipp Thiel, Leitung Marketing – Vertrieb)

Philipp Thiel
foto: mafoto

Philipp Thiel
foto: mafoto

Soapi:

„Werte sind uns wichtig, weil sie Dinge erhalten und die Welt verbessern können. Aber es geht nicht nur um den Idealismus dahinter.

Wir haben festgestellt, dass Werte auch wirtschaftlich „wertvoll“ sind. Wir stellen den Soapi in Berlin aus recycelten Fischernetzen her, kommunizieren das ganz klar – das verstehen und wertschätzen die Leute. „Made in Germany“ ist immer noch etwas, das verkauft.“
(Karli Baumann, Co-Founder, Berlin)

Bauck Mühle:

„Ich glaube, wenn ich auf unsere Werte und Grundsätze gucke – sie sind eine Basis für Zukunftsfähigkeit.

Wie wir mit unseren Lieferanten umgehen, in direkten Lieferbeziehungen, mit Perspektive im Anbau, kein Spotmarketing an der Börse, keine Spekulation, sondern einfach gemeinsam und verbindlich arbeiten, eben nicht alles auszupressen, was die Lieferanten und die Landwirte angeht – dann ist das, glaube ich, ein Ausdruck von Werten, der durchaus zeitgemäß ist und am Ende, wenn man es gut macht, eine Wettbewerbsfähigkeit darstellen kann.“
(Friedemann Wecker, Geschäftsführer)

Friedemann Wecker
foto: Bauck

Friedemann Wecker
foto: Bauck

Naturata AG:

„Wenn ich das Ziel habe, um es jetzt mal sehr vereinfacht auszudrücken, möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen, dann kann ich nicht werteorientiert sein.

Ich kann wachsen und wachsen, aber es geht immer zulasten von anderen: der Umwelt, anderen Menschen, anderen Firmen, was auch immer. Ich glaube, in dem Moment, in dem man sich in Konzernstrukturen befindet, selbst wenn sie sich den einen oder anderen Wert auf die Fahne schreiben: Es funktioniert nicht, dass das auf allen Ebenen gelebt wird. Kann es auch gar nicht, da müsste man erst mal die komplette Mannschaft austauschen, weil sie jahrzehntelang auf einen ganz anderen Spirit getrimmt war.
Bei uns in der AG würde es auch nicht funktionieren, wenn Aufsichtsrat oder Aktionäre ganz andere Wertvorstellungen hätten als ich. Aber hier gibt es ein gemeinsames Verständnis und Vertrauen, zu sagen: Ja, das ist die richtige Richtung, in die wollen wir auch gehen.

Das heißt, wir agieren im Prinzip alle im gleichen Wertesystem. Vielleicht klingt das egoistisch, aber ich muss das alles auch mit mir vereinbaren können. Ich möchte mich morgens im Spiegel angucken können… Am Ende des Tages sind Werte durch nichts zu ersetzen.“
(Liane Maxion, CEO)

Message understood? Was meint ihr? Ist „Bio“ seinen Preis wert? Schreibt uns gern in den Kommentaren, wir freuen uns darauf.

Und wer mehr über die „Wertschöpfer“ wissen möchte, hier sind die Links zu den Unternehmen.

www.barnhouse.de/pages/nachhaltigkeit
www.zukunftsstiftung-landwirtschaft.de/
www.oema.de/OEMA-Werte
www.thesoapi.com/pages/about-soapi
www.bauck.de/wurzeln-werte/unsere-werte/
www.naturata.de/bio-qualitaet
www.regionalwert-leistungen.de/leistungsrechnung/
www.regionalwert-hamburg.de/