Was, wenn’s doch funktioniert? Über Optimismus.

Die Welt ist gerade chaotisch. Zum Teil erschreckend, zum Teil frustrierend. Wie kommt man da auf die tolle Idee, jetzt, hier, heute einen Artikel über Optimismus zu schreiben? Weil ich ihn dringend brauche. Und wenn ich mich umschaue, wäre für eine ganze Menge Leute eine halbvolle Tasse Kaffee angesagt. Also…

Picture of Karsten Suhr

Karsten Suhr

foto: nathan dumlao on unsplash

Schluss mit German Angst.

Es gibt die Theorie, dass die Deutschen aufgrund der Nachkriegszeiten im letzten Jahrhundert eine Generation nach der anderen hervorgebracht haben, die von Grund auf skeptisch ist. Puh, ich weiß nicht. Was ist mit Wirtschaftswunder & Co.?

Meine persönliche Theorie ist da eher: Es ist immer gut gelaufen, immer noch besser gelaufen – trotz aller Krisen. Die Älteren können sich noch an den NATO-Doppelbeschluss, an Tschernobyl erinnern – und trotzdem ging’s den Deutschen gold. „Weiter so“ war die Devise. Und: Muddi (aka Angela Merkel) wird’s schon richten. So schön unaufgeregt. Und so schön bequem. Wer wollte und will das schon ändern?

Individualität und das persönliche Wohlergehen standen (und stehen) ganz klar im Mittelpunkt. Wogegen ja auch eigentlich nichts zu sagen ist. Aber: So ganz ohne den Blick auf das soziale Gefüge, unsere Gesellschaft und den Rest der Welt geht’s halt auch nicht. Beziehungsweise es geht schon, nur dann übernehmen eben andere – die Aktiven, Agilen, Hungrigen, die mit anderen Interessen und anderen Vorstellung – das Ruder. Und dann?

Nützt ja nix!

Es nützt nichts, sich zu verkriechen. Der Kaffeebecher ist halb voll, nicht halb leer. Nachdem wir in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu Verbrauchern, Konsumenten, zu Lieschen Müller, Max Mustermann und „den Wählern“ mutiert sind, könnten wir uns ja mal daran erinnern, was wir eigentlich sind: Bürger. Wir sind der Souverän, der Inhaber der Staatsgewalt. Wir haben eine Stimme. Wir haben Macht – falls wir nicht gerade auf unseren Instagram-Account schauen, um irgendeinen Hund-Katze-Meme-Post zu liken.

Kurzer Sidestep: Wusstet ihr, dass in den letzten Jahren die positiven Kommentare (die geschriebenen) immer mehr zugunsten von negativen Reaktionen und Hatespeech zurückgegangen sind? Dafür gibt’s definitiv kein Herzchen.

„Ich lasse mir die Laune nicht verderben, weil: Nach jedem Regen kommt auch Sonnenschein, nach jeder Talfahrt geht es wieder bergauf. Aufgeben gilt nicht!“ (Eva K.)

Meckern ist halt einfach. Besser machen ist unbequem.

Aber genau darum geht’s: Aktiv werden – statt zu konsumieren. Machen statt shoppen. Es geht um viel mehr als persönlichen Konsum – und sei er noch so nachhaltig. Wann habt ihr zuletzt euren Bürgermeister, euren Abgeordneten angerufen? Um ehrlich zu sein – ich noch nie. Dabei gäbe es eine Menge Ideen, um ein paar Dinge voranzubringen.

Jede Krise ist auch eine Chance auf Verbesserung. Wenn man Veränderungen will. Und sich gemeinsam traut, was zu tun. Wenn man Verantwortung übernimmt und nicht auf „den Staat“, „die da oben“ abwälzt. Es gibt nicht DIE Lösung (und schon gar keine einfache), aber es gibt viele, sehr viele Stellschrauben, an denen man drehen kann – und die weit über das korrekte Mülltrennen hinausgehen. Man – wir – müssen es aber wollen. Und tun.

Na bitte, geht doch!

„Menschen, die durch einfache Handlungen Haltung zeigen und so große Vorbilder sind – ein Umstand, der mich sehr freut und optimistisch stimmt.

Ein Beispiel: Die Kinder- und Jugendhilfe ist ein hartes Pflaster – und sich darüber auszulassen würde Stunden dauern. Kurz vor Weihnachten suchte ich nach Beratung und telefonierte diverse Anlaufstellen ab. Und bekam völlig unerwartet nach 2 Stunden einen Rückruf von einem Verein. Der Mitarbeiter war mitten in seinem vorletzten Arbeitstag und machte direkt noch zwei einstündige Beratungstermine per Videokonferenz möglich. Der Leitstern, so konnten wir erfahren, war: Wer Hilfe benötigt, bekommt sie (in irgendeiner Form) innerhalb von 24 Stunden. Und das einfach so, ohne irgendwelche Bedingungen.“ (Kristin O.)

Was, wenn’s doch funktioniert?

Denken wir das Ganze doch mal andersherum: Wie wäre es denn, wenn wir ein Energiesystem hätten, was uns unabhängig macht von Kohle und Gas? Wie wäre es, wenn unsere Krankenhäuser Gesundheitshäuser wären? Was wäre, wenn wir eine Balance mit der Natur und ihren Ressourcen hinbekämen, die keinen einschränkt? Was wäre, wenn es doch funktioniert? Wenn wir es uns vorstellen können, dann können wir es auch tun (frei nach Walt Disney)! Also?

Raus aus der Komfortzone, Kaffee kochen, Musik aufdrehen – und los!

Schreibt uns gern, wie ihr optimistisch bleibt, wie ihr die Dinge voranbringt. Ein paar Statements von unseren Kollegen habt ihr ja schon gesehen. Und wer mehr Inspiration gebrauchen kann – bitte sehr: „Ein Tässchen Mut gefällig?“

Habt eine schöne, inspirierende Vorweihnachtszeit und freut euch auf die Zukunft, auf Weihnachten, das neue Jahr.