Durch und durch ein Kaffeemann.

Das Thema Generationswechsel in Unternehmen – wohl eines der wichtigsten momentan in Deutschland – hat auch Mount Hagen erreicht. Nach fast 30 Jahren geht der Biopionier Karsten Suhr in den wohlverdienten (Un-)Ruhestand und übergibt an seinen Nachfolger Sven Engelmann.

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Barbara Beiertz

foto: Mount Hagen

Mit ihm trinke ich ein Käffchen (einen Single Origin aus dem Demeter-Anbau in Peru) und spreche über seine Leidenschaft – und über Fußstapfen.

BK: Herzlich willkommen, Herr Engelmann. Die erste Frage – die wichtigste: Welcher Mount-Hagen ist ihr Lieblingskaffee?

SE: (schmunzelt) Unser Barista-Crema. Ich mag seine Körperbetontheit sehr. Und er verzeiht sehr viel. Ich habe nämlich zu Hause nicht so wahnsinnig viel Zeit, Kaffee zu kochen – ein Kind schreit, das andere ist gerade gestürzt. Die Partnerin braucht noch ihr Frühstück. Und mit dem Barista Crema gelingt mir immer ein sehr, sehr guter Kaffee.

BK: Wie würden Sie sich beschreiben?

SE: Ich bin ein Kaffeemann. Kaffee ist meine Leidenschaft. Ich hab’ das Geschäft von der Pike auf gelernt. Erst 10 Jahre – inklusive Studium – bei einem großen Bremer Röster, bei dem ich quasi alles mitbekommen habe: was mit den Börsen ist, mit dem Dollar, was der real in Brasilien macht, welche Klimabedingungen den Kaffeeanbau fördern oder negativ beeinflussen. In der Zeit habe ich die Eigenarten des Kaffeegeschäfts kennengelernt, vor allem, dass es ein sehr familiäres Geschäft ist, auch innerhalb Europas. Man kennt sich, man schätzt sich. Es ist eine Understatement-Branche, was mir auch sehr gut gefällt.

Danach war ich in der großen Konzernwelt bei einem Global Player in diversen Kategorien – inklusive Schokolade, die ja nicht weit vom Kaffee weg ist. Und schließlich durfte ich dann für die Familie Jacobs in Bremen ein Kaffee-Start-up aufbauen und entwickeln. Hier konnte ich dann das erste Mal auch Kontakt zu Farmern aufbauen – und ihre Ängste, Nöte und Sorgen direkt und live miterleben. Vor allem sind es die Abhängigkeiten: von der Börse und von Kunden hinsichtlich der Abnahme der Ernten. Kaffeegeschäft ist immer ein Future-Geschäft. Das heißt: Sie machen heute Geschäfte, die in einem oder vielleicht sogar erst in zwei Jahren physisch abgewickelt werden. Und der Farmer weiß nicht, wie viel Kaffee er produziert, weil das von Faktoren abhängig ist, die nicht in seinem Einflussbereich liegen. Letzten Endes geht es also darum, eine verlässliche Partnerschaft aufzubauen.

Als ich dann Karsten Suhr kennengelernt habe und mir skizziert wurde, was hier bei Wertform alles gemacht wird, habe ich von alldem sehr viel wiedererkannt. 1. was meinen Ausbildungsbetrieb angeht und 2. die letzte Station. Das ist ein fantastisch aufgestelltes Unternehmen mit Produkten, mit denen man sich wunderbar identifizieren kann.

Kaeffchen Mit Sven Engelmann 5

Bio – der Blick über den Tellerrand?

BK: Wie ist das, wenn man in ein Bio-Unternehmen reinkommt?

SE: Gar nicht so anders. Die Bio-Branche ist nach meinen ersten Erkenntnissen und den Gesprächen, die ich führen durfte, auch auf der Bio-Fach vor einigen Wochen, vom Grundsatz her gar nicht so anders als die konventionelle Branche.

Natürlich ist sie sehr viel mehr davon getrieben, an die Zukunft zu denken.Wir haben zusammen im Team vergangene Woche in einem Workshop eine Vision für die Wertform entwickelt. Ein ganz wesentlicher Bestandteil ist da – neben bio und fair gehandelten Produkten: Wie gestalten wir eine lebenswertere Zukunft? Und wo können wir etwas bewirken?

Wir als Wertform können Einfluss nehmen, indem wir sehr bewusst unseren Kaffee sourcen, uns nicht von Marktzwängen drängen lassen, sondern eher darauf schauen, wie wir Partnerschaften weiterentwickeln können, sodass wir beide auch davon profitieren können. Ökologisch natürlich, aber auch ökonomisch. Nachhaltigkeit kann ja auch nur dann nachhaltig sein, wenn sie auch profitabel gestaltet wird. Das ist ein Grundsatz, den ich habe. Aber um noch mal auf die Frage zurückzukommen, was anders an der Bio-Branche ist: Es ist einfach der Blick, der über den Tellerrand hinausgeht.

BK: Die meisten Bio-Unternehmen sind ja aus einem persönlichen Ansporn, einer sehr persönlichen Idee entstanden. Was zur Folge hat, dass sie eher von Werten als von Zahlen getrieben sind. Ist das bei Wertform anders?

SE: Natürlich sind wir darauf ausgerichtet, mit unserer Marke Mount Hagen den Biogedanken in die Welt zu tragen – wir haben inzwischen auf jedem Kontinent dieser Erde Kundschaft. Auf der anderen Seite haben wir unser Eigenmarkengeschäft, was für uns auch extrem wichtig und existenziell ist. Weil wir Volumen generieren können, die man im Markengeschäft nicht von heute auf morgen erreicht. Nichtsdestotrotz haben wir sehr tief verwurzelte Werte, die wir auch im Private-Label-Geschäft vertreten. Wir werden niemals unsere Ideologie verraten, um ein Geschäft zu tätigen.

Wir handeln ausschließlich mit mindestens biozertifizierten Produkten. Wir werden nicht aus irgendwelchen Zwängen sagen: „Okay, dann machen wir jetzt ,nur‘ ein Fairtrade-Produkt.“ Das widerspricht nun mal unserem Anspruch. Bio ist der Mindeststandard. Und darüber hinaus haben wir Fairtrade-Produkte, Demeter-Produkte, Naturland-Produkte. Ich finde, dass wir unsere Werte damit ganz gut gecovert haben. Das heißt: nachhaltige Landwirtschaft und Fairness. Bekommen die Leute im Ursprung einen vernünftigen Lohn für ihre Arbeit? Wird das Produkt auch vernünftig wertgeschätzt oder geht es um irgendwelche Dumping-Aktivitäten? Wir sind da also schwer hinterher, das alles auch ganzheitlich zu betrachten. Nicht nur von der ökologischen, sondern auch von der ökonomischen Seite – und nicht nur für uns, sondern auch für die Farmer im Ursprung.

Kinder ändern die Perspektive.

BK: Was war Ihre Motivation, zu Wertform zu gehen? Hat das was mit Ihren Kindern zu tun?

SE: Ja, auch, tatsächlich. Das ist immer so im Leben: Wenn Kinder dazukommen, ändert sich ein bisschen die Perspektive auf alles. Meine Partnerin war schwanger mit unserem Sohn. Natürlich stellten sich mir da nochmal ein paar Fragen, z. B.: Was ist mit dem Pariser Abkommen, aus dem die Vereinigten Staaten wieder austreten, wenn Donald Trump Präsident ist? Was kann ich eigentlich tun, um meinen Kindern einen grünen Planeten zu überlassen?

Wertform hat mir schon in den ersten Gesprächen klargemacht, dass man sehr prinzipientreu ist – und nicht wie eine Fahne im Wind. Es gibt viele Unternehmen, die aus existenziellen Nöten heraus anders agieren müssen. Das müssen wir nicht. Das ist ziemlich charmant. Wir können hier unseren eigenen Werten treu bleiben – ökonomisch und ökologisch.

Aber natürlich spielt das Privatleben auch eine Rolle. Seitdem ich hier bin, hat sich mein Einkaufen sehr verändert. Es ist schon die Ausnahme, dass ich ein konventionelles Produkt überhaupt noch in den Einkaufswagen lege. Wo ich einkaufe, hat sich auch geändert: Tatsächlich gehe ich eher in Biomärkte. Weil ich gerade durch meine Kollegin Martina Jürgs gelernt habe: Was bedeutet eigentlich Bio? Welcher Aufwand steckt dahinter? Und wie können wir unsere Farmer motivieren – gerade bei diesem Börsenniveau –, weiterhin bio anzubauen? Im Moment ist es ja so, dass es durch die hohen Mindestpreise viel leichter wäre, konventionelle Ware anzubauen, und der Verdienst wäre nicht mal schlechter.

Wir investieren in die Farmer.

BK: Was wollen Sie denn tun, um die Biokaffee-Farmer bei der Stange – beim Bioanbau – zu halten?

SE: Ich denke, das Wichtigste ist, dass man den Leuten die Sicherheit vermittelt, dass wir da sind. Und dass wir auch bereit sind, einen deutlichen Aufpreis für die Produkte zu bezahlen – wenn sie die Mühen im Ursprung leisten und die Produkte weiterhin zertifiziert haben. Kaffee ist unheimlich finanzierungsintensiv. Das heißt, wenn wir heute Verträge schließen, die in einem Jahr zur Auslieferung kommen, dann passiert ja was in dieser Zeit. Darum investieren wir hier sehr viel und übernehmen die Vorfinanzierung. Wir stellen den Farmern und Kooperativen im Vorhinein Geld zur Verfügung, damit sie ihre Arbeit machen können.

Abnahmegarantien und Vorfinanzierung sind ganz wichtige Treiber, damit die Farmer bei der Stange bleiben. Schließlich wollen auch die ihre Familien ernähren. Auch sie müssen zusehen, dass sie ihren Betrieb am Laufen halten. Wenn sich die Farmer das Geld bei Banken leihen müssen, zahlen sie in den Ursprungsländern heute zwischen 10 und 20 Prozent Zinsen, weil es ein wahnsinnig risikobehaftetes Geschäft ist. Da covern wir schon einiges.

Und darüber hinaus haben wir z. B. in Peru (von dort kommt der Kaffee, den wir gerade trinken) zusammen mit einem Kunden ein fantastisches Projekt, bei dem wir pro Kilo Kaffee Spenden auslösen. Die fließen in sehr kleinteilige Anschaffungen, z. B. Sombreros, Sonnenhüte für Erntehelfer, damit die sich auf dem Feld ein bisschen schützen können. Das sind sehr kleine Projekte, die wir uns jetzt ansehen werden, um zu gucken, ob das der richtige Weg ist. Oder ob es besser wäre, dass wir eine Schule mitfinanzieren oder beim Bodenbau helfen. Da gibt es ja mannigfaltige Möglichkeiten. Ich möchte eigentlich gern, dass wir unser Engagement noch ausweiten: Was können wir denn in Afrika machen? Wir überlegen gerade, in Ostafrika mit der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda etwas zu unternehmen. Hier geht es dann eher in Richtung Kinderbildung und Ausbildung. Das ist in den ländlichen Regionen noch deutlich weniger vorhanden als zum Beispiel in Lateinamerika.

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Kurzer Exkurs über Wasser.

BK: Was ist mit Wasser? Kaffee und Wasser – immer wieder ein brisantes Thema.

SE: Richtig, die Aufbereitung mit Wasser ist sehr intensiv. Da werden Sie, wenn Sie einen gewaschenen, aufbereiteten Kaffee haben, leider nicht drum herumkommen. Deswegen ist die Unterstützung beim Brunnenbau zum Beispiel auch sehr hilfreich. Und den können Sie auf einzelnen Farmen relativ einfach bewerkstelligen. Aber an der Wasserintensität für das Produkt Kaffee können wir leider wenig ändern. Das ist einfach das Erfordernis des Produkts.

Im Bio- und Demeter-Anbau wird Wasser allerdings sehr bewusst und ressourcenschonend eingesetzt, so hat z. B. die Demeter-Farm in Peru ein System entwickelt, das das Wasser nach der Aufbereitung des Kaffees wieder reinigt. Der PH-Wert wird auf ein gutes Niveau gebracht und dann wird das Wasser wieder in den Kreislauf gegeben.

Noch viel dramatischer als beim Wasser wird es für den Kaffee in den nächsten 20 Jahren allerdings bei der Entwicklung der Anbauflächen. Die werden deutlich zurückgehen, sich halbieren, weil die klimatischen Bedingungen für den Kaffeeanbau nicht mehr gegeben sind. Andererseits wird der Durst nach Kaffee auf der Welt nicht geringer. China und Indien entdecken den Kaffee gerade erst für sich. Das wird den Konsum weiter nach oben treiben, und dann haben wir eine auseinandergehende Schere von Angebot und Nachfrage. An den Preisen für Kaffee wird sich noch ordentlich etwas tun. Ich glaube, wir werden uns in Europa noch sehr, sehr umgucken.

Aber das ist in meinen Augen gar nicht so schlecht, weil die Wertschätzung für Kaffee und das, was dahintersteckt, gerade in Deutschland häufig auf der Strecke bleibt. Wir versuchen mit unseren Produkten ein bisschen gegenzusteuern. Dazu gehört sehr viel Aufklärung: Wie aufwendig ist es eigentlich, ein Kilogramm Kaffee aus Lateinamerika oder Afrika nach Europa zu bringen, den zu rösten usw.? Das wollen wir vermitteln. Dafür haben wir z. B. unseren Online-Auftritt, wo wir sehr viel erklären und versuchen, das alles zugänglicher zu machen.

Über Mainstream & Mehrwert.

BK: Bio ist im Mainstream angekommen. Wie wollen Sie die Wertschätzung für Kaffee, für Mount Hagen, da steigern?

SE: Dass Bio normal ist, das ist ja schon mal toll. Wir stehen natürlich mit Mount Hagen vor der Herausforderung, zu rechtfertigen, warum unser Kaffee, im Vergleich zu einem Mainstream-Plus-Produkt, das auch das Biosiegel trägt, deutlich teurer ist. Unsere Aufgabe ist es, den Konsumenten zu erklären, was das Besondere an unseren Kaffees ist.

Da ist zum einen die Demeter-Farm in Peru, die wir durch Vorfinanzierung mit aufgebaut haben – und auch die Zertifizierung. Da ist die Kooperative in Peru mit den einzelnen kleinen Projekten, die ich vorhin erwähnt habe. Dagegen steht ein relativ anonymes Produkt, das zwar auch ein Biosiegel trägt – was ja super ist, das will ich gar nicht in Abrede stellen –, aber bei dem man eben nicht so richtig weiß, was wirklich dahintersteckt.

Wir können zu unseren Produkten so ziemlich alles transparent erzählen. Beispielsweise der Demeter-Farmer Cesar: Was treibt den und seine Familie eigentlich um? Farmer denken ja auch häufig in Dynastien, also in Generationen. Unser Bestreben muss es sein, mit der Marke Mount Hagen: 1. den Konsumenten zu erklären, was der Mehrwert ist. Aber 2. auch dafür zu sorgen, dass Cesar seinen Kindern erklärt, dass es toll ist, den nachhaltigen Kaffeeanbau weiter voranzutreiben und weiterzuentwickeln.

Ich glaube, der größte Unterschied von Mount Hagen zum Wettbewerb ist, dass unser Herzblut voll im Kaffee steckt und dass wir sehr fokussiert arbeiten. Und dann auch sehr kleinteilig unterwegs sind. Wir versuchen also, wirklich zu schauen: Wo gibt es Anknüpfungspunkte – bei den Kunden und im Ursprung. Wie können wir sicherstellen, dass wir den bestehenden Bedarf erfüllen? Unsere Marke und unsere Produkte kommen gut an: Wir brauchen deutlich mehr Kaffee als noch vor vier, fünf Jahren.

Glücklicherweise haben wir die Möglichkeit: durch das Netzwerk, das wir uns aufgebaut haben, das mit Bedacht weiterzuentwickeln, zusätzliche Farmen ins Boot zu holen, Kooperativen zu stärken und auszubauen. Und darüber hinaus haben wir eine Vielschichtigkeit bei unseren Zertifizierungen, die im Kaffeebereich kein anderer in Deutschland hat. Also Bio, Fairtrade, Naturland und Demeter.

BK: Wenn ich das zusammenfasse: Der Mehrwert von Mount Hagen liegt im Ursprung, in der Unterstützung der Farmer dort, im Bioanbau. Nun gibt es ja die Auffassung in der Biobranche, dass Bio allein nicht mehr reicht. Und auch nicht das, was dahintersteckt. Wie sehen Sie das?

SE: Anfangs, als Bio aufkam, war die Assoziation: Ein Bioprodukt ist ein qualitativ hochwertiges Produkt. Dadurch, dass Bio in den Mainstream eingetreten ist und immer mehr nachgefragt wird, hat in bestimmten Bereichen die Qualität natürlich gelitten. Woher soll auf einmal dieser ganze Rohstoff kommen?

Wir müssen also gucken, dass wir Genuss, Qualität, Transparenz, Bio, Fairness und eine lebenswertere Zukunft unter einen Hut bekommen. Das ist genau die Vision, die das Team für unser Unternehmen erarbeitet hat. Wir sehen nicht nur die Notwendigkeit, zertifizierte Produkte zu haben, nachhaltig zu agieren und den Ursprung zu unterstützen. Wir wollen auch herausragende Qualitäten liefern und Genussmomente schaffen. Weil Kaffee nach wie vor gut schmecken soll. Und das wollen wir natürlich weiterhin deutlich unterstreichen mit der Qualität, die wir haben.

Mount Hagen hat seinen Ursprung in Papua-Neuguinea. Dort baut man Kaffee an, aber nicht so wahnsinnig viel. Wir haben uns auferlegt, eine eigene Range mit Papua-Neuguinea-Kaffees zu haben, die sehr, sehr besonders schmeckt. Wir sprechen von opulenten Aromen, charakteristischen Kaffees. Das Schöne ist: Wir haben hier ein Alleinstellungsmerkmal. Und unsere Partnerschaften im Ursprung helfen uns, regelmäßig mit diesem einzigartigen Kaffee versorgt zu sein. Das gibt uns eine gewisse Exklusivität. Ich würde fast behaupten, es gibt keinen, der einen Single Origin aus Papua-Neuguinea anbietet. Weil ganz einfach die Verfügbarkeit gar nicht da ist. Wir erwarten jetzt in der zweiten Jahreshälfte die frische Ernte aus Papua-Neuguinea und werden unser Sortiment nochmal ausbauen, um die Einzigartigkeit und die Charakteristik von Mount Hagen deutlich zu stärken. Papua-Neuguinea ist und bleibt der Kern der Marke. Das macht uns einzigartig.

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Eigene Fußspuren.

BK: Zurück zum Anfang unseres Gesprächs. Wie empfinden Sie es, aus der „normalen“ Welt in so ein Bio-Unternehmen zu kommen und in Fußstapfen von jemandem zu treten, der es fast 30 Jahre geprägt hat?

SE: Ich will gar nicht in irgendwelche Fußstapfen treten. Karsten hat hier ein Unternehmen aus dem Boden gestampft, das seinesgleichen sucht. Er hat mir erzählt, wie er angefangen und im Jahr knapp über 200 Tonnen ausgeliefert hat. Da wurde er – mit einem Paket Kaffee unterm Arm – auf dem Weg zum Pförtner scherzhaft gefragt, ob er jetzt die Tagesproduktion wegbringe. (lacht) Heute sind wir bei ungefähr 7000 Tonnen, die wir produzieren.

Seine Fußstapfen möchte ich gar nicht ausfüllen. Ich möchte neue Spuren hinterlassen – zusammen mit dem gesamten Team. Und Verantwortung breiter verteilen. Es wird sich nicht so viel verändern. Es wird einfach nur anders werden. Das hört sich jetzt ein bisschen platt an. Aber es ist so, dass ich diese Identifikation, die Karsten mit der Marke hat, die er auch mit dem Team geteilt hat, auch nach außen transportieren möchte. Dass es jetzt nicht Sven ist, der da vorne steht, sondern die gesamte Mannschaft in der Wertform. Weil die Truppe unwahrscheinlich motiviert ist. Die haben alle wahnsinnig viel Freude bei der Arbeit. Und das möchte ich gerne nutzen.

Ich möchte, dass wir mit Mount Hagen mehr Menschen erreichen. Ich möchte, dass wir es mit Mount Hagen schaffen, uns in den Köpfen der Konsumenten zu verankern. Und ich möchte unbedingt, dass wir unseren Werten immer treu bleiben und kompromisslos sind. Das hört sich jetzt ein bisschen hart an. Unterm Strich glaube ich, wird das vielleicht kurzfristig ein bisschen weh tun. Ich glaube aber unbedingt, dass das mittel- und langfristig der Marke und dem Unternehmen nur helfen wird.

BK: Weh tun?

SE: Na ja, wir haben aktuell Börsenniveaus für Kaffee, die es noch nie gab. Als ich Auszubildender war, vor ungefähr 20 Jahren, da lag ein Pfund Kaffee bei ungefähr 130 US-Cents. Heute sind wir bei 400. Also sprechen wir von einem dreifachen Preis. Auf der ganzen Welt ist die ökonomische Situation aber angespannt. Die Leute schauen, dass sie an der einen oder anderen Ecke sparen. Ich weiß nicht, ob wir bei den neuen Preisniveaus, die wir sehen, nicht auch erst mal Absatzrückgänge verbuchen werden müssen.

Aber wir sind gut vorbereitet. Wir haben ja alles, was wir brauchen: Wenn wir uns treu bleiben und konsequent weitermachen, wird dieses Bewusstsein, dass Mount Hagen für hochwertige Qualität, für fair gehandelte Produkte, für Bioprodukte steht, mittelfristig und langfristig gewinnen. Davon bin ich überzeugt.

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