- Anspruch
Öko goes online.
Ganz ehrlich: Ich bin Online-Shopper. Nicht unbedingt bei dem großen „Grinse-A“, aber ich bestelle meine Klamotten (meistens) secondhand online. Ich shoppe meine Gewürze online. Und meinen Kaffee würde ich auch hier bestellen – das ist ja klar. Natürlich gehe ich auch gerne auf den Markt. Oder in den Laden. Aber weil ich nun mal mit Job, Hund, Familie und (jaja) Hobbys nicht so viel Zeit habe, lasse ich liefern – mit schlechtem Gewissen. Dass das eigentlich nicht nötig ist, zumindest nicht bei Biolebensmitteln, zeigt eine neue Studie des Öko-Instituts.
Babette Lichtenford
Darf man das?
Eigentlich verbindet man „Bio“ ja nicht gerade mit der digitalen, virtuellen Welt. Und wenn man sich die alten Öko-Urgesteine anschaut, merkt man schon, wie schwer sie sich mit dem Online-Business tun. Dabei zeigt die Analyse des Ökoinstituts, wie sehr diese „neue“ Form die wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit fördern kann*.
Schauen wir uns also die Effekte an.
Wirtschaftlich betrachtet ist eine digitale Plattform wie z.B. Marktschwärmer oder auch Markta erst einmal ein zusätzlicher Absatzweg, eine Alternative zu Hofladen, Wochenmarkt, Einzelhandel. Insbesondere kleine Erzeuger finden so ein größeres Publikum.
Die digitale Vermarktung bietet Sicherheit bei der Planung, denn nur das, was online bestellt wird, wird auch ausgeliefert – anders als auf dem Wochenmarkt. Außerdem kann man als Erzeuger selbst entscheiden, was man verkaufen will und zu welchem Preis.
Ökologisch gesehen wird Lebensmittelverschwendung verringert (siehe Planungssicherheit), zumal man auch bewusst „krummes“ Gemüse verkaufen kann (Etepetete zum Beispiel). Lieferwege werden verkürzt. Schließlich wird nicht erst zum Lager des Zwischenhändlers gefahren und von dort aus zum Laden, um dann den Lieferdienst zu nutzen. Insbesondere Plattformen, die Sammelpunkte nutzen, sodass der Kunde seine Ware selbst abholt, tragen zur Minimierung der CO2-Fußabdrücke bei. Wenn dann noch die Verpackungen so gestaltet werden, dass Obst und Gemüse ohne Einzelpacks auskommen, wird auch hier einiges gespart.
Soziale Effekte gibt es natürlich auch: Produzenten und Kunden können sich direkt miteinander austauschen. Wünsche äußern, Wissen vermitteln, miteinander sprechen. Und der Zugang zu gesunden, nachhaltigen Lebensmitteln wird oftmals dadurch erst möglich – schließlich wohnt ja nicht jeder in der Nähe eines Bioladens (oder eines Secondhandladens oder eines Biokaffeeladens). Kurz:
Man darf.
Oder wie Cara-Sophie Scherf, Leiterin des Projekts am Öko-Institut es zusammenfasst: „Digitale Plattformen können einen signifikanten Beitrag zu nachhaltigen Lebensstilen leisten – allerdings nur dann, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen und wenn die Plattformen ihr Geschäftsmodell gezielt auf Nachhaltigkeit ausrichten.“**
Quellen:
**reset.org/wie-nachhaltig-ist-der-online-lebensmittelvertrieb-und-digitale-mobilitaetsplattformen-07082021/
*www.oeko.de/presse/archiv-pressemeldungen/presse-detailseite/2021/wie-nachhaltig-sind-digitale-plattformen-fuer-lebensmittel-und-mobilitaet