Ein Glücksgriff für alle Fälle.

Picture of Karsten Suhr

Karsten Suhr

foto: ashkan forouzani on unsplash

Manche Baristi rümpfen die Nase über sie: die Espressokanne. Ich finde es ehrlich gesagt herrlich, wenn sie fauchend und röchelnd auf dem Herd steht. Es duftet. Und der Kaffee schmeckt intensiv. Deutlich intensiver als ein Filterkaffee oder einer aus der Frenchpress. Nur eben nicht so wie ein Espresso. Was logisch ist, denn mit diesem „Kaffeeperkolator“ (so lautet die korrekte, technische Bezeichnung) kann man maximal 1–2 bar Druck erzeugen, keine 9 bar wie beim Siebträger oder Vollautomaten. Allerdings gibt es diese Espresso-Namensverwirrung auch nur im Deutschen, in Italien heißt das gute Stück einfach „la Caffettiera“ (die Kaffeekanne) oder Mokka-Express. Fragt sich nur: Warum ist sie so erfolgreich?

Einfach. Und sehr stylisch.

1933 von Alfredo Bialetti erfunden, steht die achteckige Herdkanne heute im MoMa in New York und gilt als ein herausragendes Beispiel für Art-déco-Design. In den späten 50er-Jahren kam als Werbefigur und inzwischen Bestandteil des Logos von Bialetti das Männchen mit dem Schnurrbart hinzu, und heute ist die Bialetti eigentlich aus keiner italienischen Küche mehr wegzudenken. Und eben nicht nur aus den italienischen. Der Grund: La Caffettiere ist günstig. Einfach zu bedienen, selbst für Laien. Und man holt sich damit eben auch ein bisschen Dolce Vita in seine kleine Apartmentküche. Apropos Bedienung…

Es gibt 3 Dinge, die man sich merken sollte für seinen Mokka aus dem Herdkännchen:

1. Man nehme frisch gemahlene Espressobohnen, der Mahlgrad sollte etwas gröber sein als für den Siebträger.
2. Das Kaffeemehl NICHT fest in das Sieb drücken oder gar den Taper benutzen. Der Kaffee wird dadurch bitter.
3. Heißes (!) Wasser in das Unterteil der Herdkanne füllen und nicht über das Sicherheitsventil hinaus.
Wenn dann die Kanne „röchelt“, runter damit von der heißen Herdplatte.

Was sonst noch interessant ist.

Das Originalkännchen von Bialetti ist aus Aluminiumguss. Man sollte sie also auf gar keinen Fall in die Spülmaschine stecken (das Metall wird dann blind). Es reicht völlig, die Kanne nach jeder Benutzung mit klarem (!), heißem Wasser auszuspülen und abzutrocknen. Natürlich gibt es inzwischen auch Herdkannen aus Edelstahl – sie haben den Vorteil, dass sie auch auf dem Induktionsfeld funktionieren. Und generell: Wenn der Dichtungsring irgendwann mal porös wird, dann kann man ihn ganz einfach austauschen.

Was ich persönlich außerdem genial finde: Das Herdkännchen kann man ganz einfach mit auf Reisen nehmen – ganz gleich, ob zum Camping oder für die Ferienwohnung. Womit mein Morgenkaffee auf jeden Fall gesichert wäre (und ich auf gar keinen Fall in Versuchung komme, die Kapselmaschine zu benutzen, die so häufig dort zur Verfügung gestellt werden).

Wer jetzt Lust auf mehr Barista-Tipps zu Siebträger, Chemex & Co. hat, bekommt einen guten Überblick über Kaffeezubereitungsmethoden – und vor allem ihre Ergebnisse – in unserem Beitrag „Was ist eigentlich die beste Art, Kaffee zu kochen?“