Respekt – so ein großes Wort.

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Barbara Beiertz

foto: tiago felipe ferreira on unsplash

Vor ziemlich langer Zeit (es war wohl in der Finanzkrise Anfang der Zweitausender) lautete ein Titel des von uns geschätzten Magazins brandeins: „Krisen sind gut.“ Klingt nach wie vor seltsam, stimmt aber. Auch nach wie vor. Weil man in Krisen anfängt, nachzudenken, anfängt, Dinge zu verändern. Dazu gehört nicht nur Mut. Sondern auch Respekt. Vor anderen Menschen, anderen Meinungen, vor der Natur, der Umwelt.

Respekt.

Beginnt man dazu zu recherchieren, fällt eins auf: So ziemlich jeder – vom Karriereportal über Coaches und Kolumnisten bis hin zu Kulturschaffenden – fühlt sich bemüßigt, „Respekt“ zu definieren. Warum?

Für viele hat Respekt einen negativen Beigeschmack: „Ich habe Respekt vor Hunden“. Was nichts anderes bedeutet als: Ich habe Angst vor Hunden. Was sich leicht mit Angst vor dem Scheitern an einer Aufgabe (Respekt vor einem Projekt) oder Angst vor Kritik oder Bestrafung durch eine „Respektsperson“ fortsetzen lässt. Da schwingt viel Hierarchie- und Autoritätsgläubigkeit mit.

Der Gegenentwurf dazu: Respekt hat man nicht, man muss ihn sich verdienen (sehr frei nach Leo Tolstoi). Aber wie? Durch Leistung? Wissen? Kompetenz?

Eigentlich aber kommt Respekt aus dem Lateinischen – respectus: Rückschau, Rücksicht. Womit wir bei unserer Auffassung von Respekt wären: Rücksicht im Sinne von Wertschätzung. Fairness. Augenhöhe.

Was das alles mit Kaffee zu tun hat?

Jede Menge. Kaffee ist seit jeher Treibstoff für Gesellschaften. „Wie alle Kolonialwaren zunächst von der Oberschicht genossen, fand er seinen Weg zu den unteren Schichten und war Wegbegleiter des Rationalismus der Aufklärung, flüssige Geistesnahrung der Vordenker und Denker der Moderne in den Kaffeehäusern von Wien, London, Paris, New York und Berlin.“* „Die Kaffeehäuser gelten als Brutstätten politischer Unrast.“**

So viel zum Kaffee-Genuss. Aber allein der Anbau kann schon die Welt verändern: In seiner konventionellen Ausprägung betreibt er enormen Raubbau an allen Ressourcen. Er benötigt erhebliche Mengen Wasser. Laugt durch die großen Monokulturen zum Beispiel in Brasilien die Böden aus, was zur Folge hat, dass künstliche Dünger, Herbizide und Pestizide eingesetzt werden müssen. Respektvoller Umgang mit der Natur sieht anders aus.

Zum Beispiel so:

Beim biologischen und biodynamischen Anbau gibt es keine großen Plantagen, sondern kleinere sogenannte Kaffeegärten, in denen die Kaffeekirschen unter Schattenbäume wie Bananen, Casuarinen etc. wachsen. Das bedeutet: Die Bodenqualität ist besser, es kann mehr Wasser gespeichert werden bzw. es wird weniger verbraucht. Die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten wird gefördert. Die Farmer sind Selbstversorger, was Obst und Gemüse angeht. Und das sind nur ein paar Aspekte von vielen anderen Vorteilen zum Beispiel des Demeter-Anbaus. Wasserrecycling etwa, geschlossene Kreisläufe, bessere Verkaufspreise für Farmer, Steigerung der Lebensqualität… All das lässt sich mit einer respektvollen Kaffeeproduktion erreichen. Nicht, dass wir hier schon am Ziel wären, aber wir arbeiten daran.

Und genau das wollen wir euch in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Euch inspirieren, achtsamer mit eurem Umfeld und euch selbst umzugehen. Und so ganz nebenbei ein paar Dinge zu verändern. Gemeinsam. Und respektvoll füreinander.

Quellen:
*Heinrich Eduard Jacob, Kaffee. Die Biographie eines weltwirtschaftlichen Stoffesoekom-Verlag, München 2006
**Jürgen Habermaas, Strukturwandel der Öffentlichkeit