Luxus. Zeit. Kaffee.

„Die Sneaker von…“, „die Uhr (die mit dem Krönchen)“, „die High Heels mit der roten Sohle“, „Urlaub, 5-mal im Jahr“… Wir haben ein bisschen rumgefragt, was Luxus ist. Da scheint sich seit den 1980ern ja nicht viel geändert zu haben. Oder doch?

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Karsten Suhr

foto: janko ferlic on unsplash

Zeit für Freunde. Zeit für die Familie. Miteinander. Füreinander da sein.

All das, so hieß es nach der Corona-Pandemie, wäre der neue Wertekanon in unserer Gesellschaft. Es hätte eine Verschiebung hin zu den sozialen, ethischen Werten gegeben. Und warum boomt dann die Luxusmarken-Industrie wie nie zuvor?

„Der Gesamtwert der Luxusgüter, die inzwischen jedes Jahr auf der Welt verkauft werden, von der Superjacht bis zum Sternedinner, liegt laut Schätzungen bei 1,5 Billionen Euro. Wenn der Luxussektor ein Land wäre, stünde es auf Platz 15 der reichsten Staaten der Erde, dort, wo derzeit Spanien landet… Aus einem Nischenmarkt wurde eines der größten, lukrativsten Geschäfte der Welt.“*

Als ich das neulich beim Morgenkaffee las, war ich schon ein bisschen überrascht. In Zeiten von einerseits Klimakrise, Kriegen in Europa und Nahost erreichte andererseits der Luxusgüterkonzern LVMH im letzten Jahr einen Erlös von 86,15 Milliarden Euro, ein Plus von 9%**. Ein Zeichen von überbordender Dekadenz? Zeit also für einen zweiten Kaffee und ein paar Gedanken…

Was ist Luxus?

Das Lexikon bzw. Wikipedia schreibt: „Luxus (lateinisch luccus; ,üppige Fruchtbarkeit, überflüssiger Aufwand, Schlemmerei‘) bezeichnet Verhaltensmuster, Aufwand oder Vermögenswerte, welche weit über den durchschnittlichen Lebensstandard einer Gesellschaft hinausgehen“.***

Luxus kann materielles Statussymbol und Abgrenzung sein. Aber auch immaterielle Selbstbelohnung und -verwirklichung. Das heißt aber auch: Luxus ist normal. Es gab ihn schon immer. Zu allen Zeiten. Überall. Auf unterschiedliche Weisen. Und das wird auch so bleiben. Es ändert sich „nur“ die Definition von Luxus. War fließendes Wasser bis ins 19. Jahrhundert Luxus, so ist es heute – hier bei uns – Standard. Kann man aus Pandemiegründen keine Menschen treffen, wird die Zeit mit ihnen zum Luxus.

Es ist also etwas, das besonders wertvoll, anstrebenswert, kostbar ist – eine ganz individuelle Wahrnehmung, die nicht unbedingt etwas mit Geld oder mit Status zu tun haben muss.

Ist Kaffee Luxus?

Ist Kaffee eine „Schlemmerei“ (siehe Definition oben)? Ein „überflüssiger Aufwand?“ Wer braucht schon Kaffee zum Leben? Ich.

Für mich ist richtig guter Kaffee ein Lebenselixier, ein vielfältiger, großer Genuss. Und auch wenn ich ihn (den Mount-Hagen-Demeter-Espresso aus Peru) jeden Tag erleben kann, verliert er dadurch nicht. Im Gegenteil, meine Wertschätzung steigt mit jeder Tasse. Nicht nur, weil ich gefühlt jedes Mal etwas Neues an ihm entdecke, eine klitzekleine neue Note, ein Aromenschwänzchen, das ich gestern noch nicht wahrgenommen habe. Ich weiß auch, wie viel Arbeit, Herzblut, wie viel Mühe in ihm steckt – Demeter-Anbau, handgepflückt, handverlesen, sonnengetrocknet – um nur mal ein paar Stichworte zu nennen. Ich weiß, was er leistet – weit über den Produktnutzen und den Standard (s.o.) hinaus. Insofern: Mein Kaffee ist mein Luxus (und übrigens ganz und gar keine Geldverschwendung).