Orte, die es wert sind, NICHT besucht zu werden.

Jahresanfang – und da liegen sie wieder: unsere To-do-Listen. Die guten Vorsätze. Die Wunsch-Listen. Auf denen (na klar) der Urlaub ziemlich weit oben steht. Eigentlich toll, schließlich kommt Weltanschauung von Welt anschauen. Und Offenheit könnten wir gerade gut gebrauchen.

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Babette Lichtenford

foto: jefferson sees on unsplash

Zu wertvoll.

Es gibt Orte, die so schön sind, so ikonisch, dass sie wohl jeder einmal in seinem Leben gesehen haben möchte. Und gerade deshalb sollte man sie (vorläufig) nicht besuchen. Tourismus ist – bei allen positiven Effekten auf kulturellen Austausch, auf Weltoffenheit und Wirtschaft – eben auch eine Belastung für die Bevölkerung, für das Klima, für die Umwelt. Zeit also für einen respektvolleren Umgang mit solchen großartigen Reisezielen, für eine No-Visit-Liste (und für einen Kaffee als Begleitung).

1. Venedig (wie könnte es anders sein)
Es wurde letztes Jahr von der Unesco zum 2. Mal auf die Liste der gefährdeten Weltkulturerbe gesetzt – aufgrund der Schäden, die durch Massentourismus und Klimawandel entstanden sind. Da hilft leider auch die 5-Euro-Eintrittsgebühr für Tagestouristen nicht.

2. Athen, die Akropolis (wundert uns eigentlich auch nicht)
Wusstet ihr, dass 2022 760 Kreuzfahrtschiffe Athen angelaufen haben? Manchmal sind es 9 Schiffe am Tag. Mit jeweils 2.000–3.000 Personen pro Schiff. Das macht 27.000 Besucher. Am Tag! (Und dann kommen ja noch die anderen Touris… Puh!)

3. Mount Fuji, Japan, das Symbol für Ruhe und „Heiligkeit“
Jetzt nicht mehr: 4 Millionen Besucher haben den Yoshida Trail im letzten Jahr besucht.

4. Ha Long Bay, Vietnam
Sensationelle Filmlocation aus „Indochine“, „Pan“, „Kong“ (übrigens aber nicht James Bond, „Tomorrow never dies“, der wurde in Thailand gedreht). Inzwischen mehr für seine Vermüllung bekannt, was einen bei ca. 8,5 Millionen Besuchern 2023 nicht wundert.

5. Atacama Wüste, Chile
Als einer der romantischsten Orte der Welt vermarktet, ist die Wüste inzwischen zur Mülldeponie für Fast Fashion mutiert. Chile ist der größte Importeur von gebrauchter Kleidung (aus den USA, der EU, Asien). Alles, was nicht wieder genutzt bzw. verkauft werden kann, landet offensichtlich in der Wüste, da das Abladen von Kleidung auf offiziellen Mülldeponien verboten ist. Willkommen in Absurdistan…

6. Koh Samui, Thailand
„The Place to be“ für Insel-Strand-Palmen-Fans. Was einen immensen Wasserverbrauch in den letzten Jahren zur Folge hatte: 30.000 Kubikmeter Frischwasser pro Tag (70% davon für Hotels und Restaurants). Die Grundwasserreservoirs, so wird befürchtet, sind erschöpft, und eine Wasserpipeline vom Festland brachte nicht die gewünschte Erleichterung.

Und dann wären da noch Nepal und der Mount Everest (454 Genehmigungen für eine Besteigung in einer Saison*!). Oder Mallorca und Barcelona (dort heißt es inzwischen „Tourists go home“). Ganz zu schweigen von den sogenannten Camper-Geheimtipps in Kroatien, in Dänemark oder im Alentejo oder oder oder…

Irgendwie muss es uns doch gelingen, einen anderen Umgang mit unserem Urlaub, mit Reisen und „Freiheit“ zu finden. Sonst entwerten wir das, was uns so wertvoll ist: die große Weite am Meer, in den Bergen. Die Ruhe. Die Natur. Das Unbekannte. Die Menschen.

Zeit für mich, einen zweiten Kaffee zu kochen, und zu überlegen, ob nicht 2 Wochen Ferien zu Hause auch Spaß machen würden. Schließlich gibt es hier Ecken, in denen ich noch nie war.

Was meint ihr? Schreibt uns gern, wie ihr mit Urlaub und Reisen umgeht. Raus in die Welt? Oder lieber zu Hause?

* www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/rekordandrang-am-mount-everest-18850106.html

Quelle: www.fodors.com/news/news/fodors-no-list-2024