Es gibt sie doch noch – die heile Welt.

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Karsten Suhr

foto: La Chacra D’dago

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Kaffeefarm auf biodynamischen Anbau umzustellen? Es dauert fast fünf Jahre, bis der Boden so weit ist. Die Zertifizierung ist immens streng und die Arbeit enorm aufwendig. Was übrigens einer der wesentlichen Gründe ist, warum Demeter-Kaffee so selten ist. Wenn man allerdings mit Dagoberto Marin von La Chacra D’dago und seinen drei Söhnen spricht, dann ist eines klar: Demeter-Anbau macht man nicht aus Profitgründen. Sondern weil man daran glaubt, dass es anders gar nicht geht. Weil man nur so die Welt ein bisschen besser machen kann. Was bei der Bodengesundheit anfängt und dem glücklichen Seufzen beim Genießen dieses Kaffees weitergeht. Es wird also Zeit, die Menschen, denen wir diesen Genuss verdanken, einmal vorzustellen. Family-Business der wunderbaren Art.

Dagoberto Marin. Der, mit dem alles anfing.

Inzwischen ist der Gründer von La Chacra D’dago über 70, aber seine Augen leuchten immer noch voller Begeisterung, wenn er über biodynamischen Anbau spricht. Kein Wunder, wenn man weiß, dass er nach seinem Studium an der Universidad de San Marcos wieder an seinen Geburtsort zurückkehrte und nach unbefriedigenden Versuchen mit konventionellem und Bioanbau 2005 den Demeter-Anbau auf der Kaffeefarm mit sehr viel Geduld und Elan startete.

„Es war eine große Überraschung für uns, aber genau das, was wir uns für diese Farm erhofft hatten. Demeter-Landwirtschaft zu betreiben, ist ein Geschenk und eine Herausforderung. Man muss sich selbst und die Umgebung kennenlernen. (Und verstehen…) Wir sind wunderbare Lebewesen, mit dem Kosmos verbunden. (…) Und darum sind wir der spirituellen Welt sehr dankbar.“

Hector. Der Mann für das Land.

Er ist der älteste Sohn von Dagoberto und verantwortlich für die gesamte Produktion und ihre Prozesse. Er entwickelt die Farm ständig weiter, kümmert sich um die Pflanzen, das Land. Und hat jetzt ein neues Gebiet erschlossen, auf dem Kühe und Schafe leben werden, um den Dung für die Demeter-Präparate zu liefern.

Eigentlich ist er ein bisschen schüchtern. Doch wenn er vor einem der größten Bäume der Farm steht – einem Urwaldriesen, der in Symbiose mit Orchideen, Palmen und Co. lebt, dann kann man spüren, wie sehr er all das liebt.

„Dieser Baum ist ein ganzes Universum (mit all seinen Pflanzen, die auf ihm wachsen und dem Kaffee darunter). Das ist Biodynamik. Biodynamik, die funktioniert.“

Cesar. Der Bohnenpingel.

Eigentlich war Cesar, zuständig für Vertrieb, Logistik und Export, unser Anfangs- und Hauptkontakt bei La Chacra D’dago. Im Lauf der Jahre und einige Peru-Besuche später sind wir aber mit der ganzen Familie wirklich befreundet. Cesar ist der mittlere der drei Brüder und hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Qualität der Kaffeebohnen pingeligst zu überwachen. „Qualität geht nur mit Ökologie“, sagt er gern. Und:

„Ich finde, eigentlich ist es eine wunderschöne Kunst: Alle Elemente, die uns die Natur zur Verfügung stellt, in Harmonie zu nutzen. Mikroorganismen, Pflanzen, Wind, Regen, Sonne – alles in seiner Gesamtheit anzuerkennen.“

Eduardo. Der Künstler – eigentlich.

Er ist der jüngste Sohn von Dagoberto, hat Kommunikationswissenschaften studiert und das Marketing, Social Media und die Bildredaktion im Griff. Aber möglicherweise schlummert in Eduardo auch eine Künstlerseele, denn er malt und bemalt. Zum Beispiel die grauen Fermentationstanks, auf denen auch unser großer roter Paradiesvogel prangt.

„Für mich ist das (hier auf La Chacra D’dago) eine andere Welt, weil man lernen kann, alles mit Freiheit zu tun. Keiner gibt dir Befehle, sondern du musst Eigeninitiative und einen starken Willen haben. (…) Hier heißt es immer: Mach das, wenn du das machen willst. Geh und mach das, und wir werden dich dabei unterstützen.“

Natürlich ist das „Team Respekt“ noch deutlich größer (ganz zu schweigen von den ganzen starken Frauen, die hinter all den erfolgreichen Männern stehen). Hier weiß jeder, warum er sich für den Demeter-Kaffeeanbau entschieden hat. Biodynamik funktioniert. Ganz offensichtlich – wenn man dieses kleine Paradies erlebt.

Wer tiefer in die Geschichte und das Konzept der Marins einsteigen möchte, kann im Interview mit Cesar ganz gut nachvollziehen, was dieses ganzheitliche Konzept bedeutet.