- Kaffeekochen
Schwarzer Kaffee – grün gekocht.
„Man kann als Einzelner ja eh nix bewirken.“ „Ich hab’ keine Lust, mir vorschreiben zu lassen, wie ich leben soll.“ „Was nützt es, wenn wir hier…“ Solche Phrasen bekomme ich – in der einen oder anderen Form – immer wieder zu hören, wenn es um das große Thema Nachhaltigkeit geht. Und jetzt auch noch nachhaltig Kaffee aufbrühen?
Barbara Beiertz
Umweltfreundlich Kaffee kochen – warum?
Natürlich hat kein Mensch Lust, sich sagen zu lassen, was er tun / essen / trinken / anziehen soll und was nicht. Aber da das Lieblingsgetränk der Deutschen* ehrlich gesagt ein Luxusprodukt ist, das nicht regional angebaut werden kann und allein durch den Transport eine eher mäßige Umweltbilanz hat, kann nachhaltiges Kaffeekochen eine ganze Menge bewirken. Und zwar ganz ohne Verzicht und ohne Geschmacksverlust.
Wir zeigen wir euch hier, wie man die Ökobilanz eures allmorgendlichen Lebenselixiers ganz einfach in den grünen Bereich bekommt.
Was der Kaffee selbst bewirkt.
Der größte Hebel für einen umweltfreundlicheren Fußabdruck beim Kaffeetrinken ist der Kaffee selbst. Biokaffee aus kontrolliert ökologischer bzw. biodynamischer (Demeter) Landwirtschaft fördert Bodengesundheit und Biodiversität, minimiert den Wasserverbrauch, die Abholzung, spart sogar Energie (weil kein künstlicher Dünger, keine Pestizide und Herbizide benutzt werden) und damit auch CO2.**
„Im schlechtesten Fall macht die Kaffeekultivierung rund 70 Prozent der Umweltbelastung einer Tasse Kaffee aus, im besten Fall aber gerade noch ein Prozent.“***
Darum sind alle unsere Kaffees 100% bio bzw. Demeter. Und 100% fair. Uns würde der beste Biokaffee nicht schmecken, wenn der Kaffeefarmer mit dem Anbau nicht sein Leben bestreiten könnte. Aber: Ein Fairtrade Kaffee ist kein Biokaffee. Darum achtet beim Kaffeekaufen auf beide Siegel.
Wenn ihr mehr zu den vertrauenswürdigsten Biosiegeln und Fairtrade-Kaffee wissen möchtet, schaut gern mal hier in diese Blogbeiträge:
• „Ist Bio drin, wo Bio draufsteht?“
• „Wie fair ist Fair Trade?“
So. Dann lasst uns mal ein Tässchen Bio-Fairtrade-Kaffee gaaanz nachhaltig aufbrühen.
Was bedeutet denn „nachhaltige Kaffeezubereitung“?
Die wichtigsten Aspekte von „Nachhaltigkeit“ oder (ein Begriff, der mir persönlich viel lieber ist) Umweltfreundlichkeit sind:
- Müll sparen
- Energie sparen
- Ressourcen
- Langlebigkeit des Zubehörs
- Recycling.
Beim Thema Kaffee & Müll landet man sofort bei den Alu-Kaffeekapseln und Plastik-Einweg-to-go-Bechern. Dass die absurde Müllberge**** produzieren, ist, glaube ich, inzwischen jedem klar. Also klammere ich diese zwei Aspekte hier aus.
Wer mehr zu To-go-Bechern wissen möchte, findet hier einen detaillierten Beitrag zum Thema: „Wie blöd ist das denn?“.
Starten wir also mit dem Müll.
Weniger Müll beim Kaffeekochen.
Die Kaffeefilter.
Ganz gleich ob mit der Kaffeemaschine, dem Handfilter, der Aeropress oder der Chemex: Wenn man einen Filterkaffee brühen möchte, braucht man nun mal einen Filter. Und der braucht in der Regel Filterpapier. Es sei denn, man benutzt wiederverwendbare Filter aus Stoff oder Metall. Inzwischen gibt es sie für alle Pour-over-Brühmethoden, also auch für Aeropress und Chemex.
Welchen Effekt die unterschiedlichen Filter auf den Kaffeegeschmack haben, erklären wir im Detail hier: „Kleine Filterkunde“.
Nach dem Kaffeekochen entsorgt man den Kaffeesatz am besten im Garten, nutzt ihn als Grundlage für ein Peeling oder wirft ihn (notfalls) in die Biotonne. Dann den Permanentfilter ausspülen, trocknen, fertig. Bis zur nächsten Kanne. Das spart eine ganze Menge Papier und auf Dauer auch Geld.
Tipp: Spült Kaffeemehl nicht den Abfluss hinunter. Es hält sich zwar hartnäckig das Gerücht, er würde die Rohre reinigen, aber das Gegenteil ist der Fall. (Fragt meinen Klempner…)
Zubereitungsmethoden ohne Filtertüten.
Kaffee aus der Frenchpress und aus dem Espressokocher (Bialetti) kommen ohne Filter aus – sie gelten sogar als umweltfreundlichste Art des Kaffeekochens. Weil man nur heißes Wasser bzw. eine Herdplatte braucht. Der Kaffee ist dann allerdings kein Filterkaffee, sondern ein sehr aromatischer, intensiver Full Immersion bzw. ein Beinahe-Espresso.
Was ihr zu diesen beiden Zubereitungsmethoden unbedingt wissen solltet, wie sie funktionieren und wie der Kaffee schmeckt, findet ihr in diesen beiden Blogbeiträgen:
Die Verpackung.
Vieltrinker oder nicht ist hier die Frage. Ein Single mit einer Tasse morgens braucht natürlich nicht so viel Kaffee wie ich beispielsweise (4–6 Tassen pro Mensch pro Tag im 2-Personen-Haushalt = 2 Kilo mindestens pro Monat). Aber klar ist auch: je größer die Tüte, desto weniger Verpackungsmüll. Außerdem sind alufreie Aromatüten wie die von Mount Hagen natürlich auch besser. Hier mehr dazu: „Ein kleiner, großer Schritt“.
Tipp: Den Kaffee bewahrt man am besten kühl und trocken in einer luftdichten Dose auf. Also auf keinen Fall im Kühlschrank, da nimmt er sehr schnell die Umgebungsgerüche auf (leckeren Tilsitergeruch zum Beispiel).
Energiespartipps für Kaffeefans.
Generell gilt: Am besten immer nur so viel Kaffee kochen, wie auch wirklich getrunken wird. Egal mit welcher Methode. Aber: Sowohl bei der Frenchpress als auch beim Espressokocher schmecken halbe Kannen überhaupt nicht. Da empfiehlt es sich tatsächlich, in unterschiedliche Kannengrößen zu investieren, um immer die passende Menge Kaffee kochen zu können.
Espressokocher oder Herdkännchen (Bialetti):
Nimm am besten heißes Wasser für den unteren Wasserbehälter, das spart Zeit und Energie. Zum Kochen dann einfach auf die richtige Herdplatte – also nicht zu groß – stellen. Fertig.
Frenchpress:
Auch hier gilt es, nur so viel Wasser zu erhitzen, wie du wirklich für deinen Kaffee aus der Frenchpress benötigst. Auch das spart Energie. Schließlich brauchst du ja für diese Zubereitungsmethode nicht mehr als Kaffeemehl und heißes (nicht mehr kochendes) Wasser. Übrigens: Kennst du schon den Umrührtrick für den perfekten Frenchpress-Kaffee? Nein? Dann schau mal hier: „Würzig, kräftig und ganz einfach: Kaffee aus der Frenchpress“.
Kaffeemaschinen und Siebträger:
Die Investition in hochwertige Maschinen macht sich auch beim Energieverbrauch bemerkbar. Dazu ein ganz banaler Tipp: Ausschalten. Lasst den Kaffee nicht in der Kanne auf der Warmhalteplatte stehen und zu Teer werden. Das schmeckt 1. gruselig und 2. verbraucht es unnötig Energie. Füllt den Kaffee – wenn nötig – in eine Thermoskanne, um ihn warmzuhalten. Abschalten gilt auch für die Siebträgermaschine und den Vollautomaten – und zwar bei der Tassenwärmfunktion. Die Tassen kann man sehr gut mit dem heißen Dampf wärmen, dazu muss nicht die Maschine heizen.
La macchina selbst sollte man ganz abschalten, wenn sie länger als 2 Stunden nicht gebraucht wird. Grundsätzlich „lohnt“ sich ein Siebträger sowieso nur, wenn bei euch viel und portionsweise Kaffee bzw. Espresso getrunken wird – und das auch nur über lange Zeit. Also z.B. im Büro, in der Redaktion (oder bei mir).
Milch bzw. Milchschäumer:
Grundsätzlich muss jeder für sich entscheiden, ob er Kuhmilch oder Pflanzenmilch für Cappuccino & Co. nimmt. Hafer- und Erbsenmilch haben definitiv die bessere Ökobilanz, weil es heimische Gewächse sind, die, wenn sie aus dem Bioanbau kommen, deutlich umweltfreundlicher sind. Bei Soja sollte man sehr auf Bioanbau in Europa achten. Und Mandel- und Reismilch haben grundsätzlich eine schlechtere Wasserbilanz. Das nur als kleinen Überblick zu Pflanzenmilch vs. Kuhmilch. Jetzt will die Milch geschäumt werden.
Wer keinen Siebträger mit Dampfnadel oder einen Vollautomaten hat, aber trotzdem Milchschaum für seinen Kaffee haben möchte: Manuelle Milchschäumer brauchen nicht mehr als heiße Milch. Es gibt Modelle aus Glas oder Metall, die wie eine Frenchpress aussehen und ähnlich funktionieren (Stampfkanne/Druckkolbenkanne). Je nach Materialart können sie zum Erhitzen auch direkt auf den Herd gestellt werden (das gilt natürlich nicht für das Glasmodell).
Der Molamano ist eine Art weiterentwickelter, unverwüstbarer Schneebesen, der wirklich tollen Schaum produziert. Perfekt auch für unterwegs in Kombi mit dem Espressokocher oder der Frenchpress.
Ob man einen elektrischen Milchschäumer braucht, hängt davon ab, welche Mengen man „gleichzeitig“ produzieren will. Im Grunde lohnen sie sich auch nur, wenn man wirklich Vieltrinker im Haushalt hat oder ein ganzes Büro mit Cappuccino versorgen will.
Bleiben die kleinen batteriebetriebenen Quirls. Wir benutzen sie nicht so gern, weil sie die Milch nicht erhitzen, man muss sie vorher also noch heiß machen, dann quirlen. Das Ergebnis ist allerdings nicht so doll und Batterien… Naja…
Womit wir beim Thema Ressourcenschonung wären. Eigentlich gehört dieser Punkt für nachhaltiges Kaffeekochen ja mit dem nächsten – der Langlebigkeit des Zubehörs – zusammen.
Ressourcen-Schonen? Kein Problem.
Langlebigkeit, haltbare Materialien & Pflege.
Eigentlich logisch: Je länger man Kaffeezubehör benutzen kann, desto weniger Ressourcen verbraucht man, desto umweltfreundlicher kocht man Kaffee. Die Investition in hochwertige, haltbare Materialien (also eher kein Plastik) und Kaffeemaschinen lohnt sich nicht nur bei der Energieeffizienz. Ich zum Beispiel habe immer noch den Porzellan-Handfilter von meiner Oma im Gebrauch – er dürfte inzwischen mindestens 30 Jahre alt sein. Wobei ich ihn zugegeben relativ selten benutze, ich bin nun mal Espresso-Fan.
Aber auch unsere Siebträger-Maschine, die wirklich Tag für Tag mehrere Stunden ihren köstlichen Espresso fabriziert, ist inzwischen gute 20 Jahre alt. Einmal im Jahr kommt sie zur Generalüberholung in die Werkstatt – und sie läuft und läuft und läuft… Pflege und regelmäßige Reinigung rechnen sich auf jeden Fall. Was natürlich auch für Espressokocher, Frenchpress & Co. gilt. Aluminium, Edelstahl, möglichst wenig Plastik ist hier die Devise.
Wie man solche Schätze am besten putzt und warum nicht jedes Hausmittel für jede Maschine geeignet ist, haben wir ebenfalls in einigen Blogartikeln für euch zusammengestellt. Schaut doch mal hier:
Die richtige Dosierung.
Ebenso logisch: nur so viel Wasser und Kaffee zu benutzen, wie man wirklich braucht. Es ist nicht nur ärgerlich, wenn man eine halbe Kanne Kaffee wegschüttet, es ist auch ganz leicht zu vermeiden. Indem man kleine Portionen brüht (z.B. mit der Aeropress) oder mit dem kleinen Espressokocher, den es auch für nur 1–2 Tassen gibt.
Natürlich ist die Kaffeedosierung auch immer eine persönliche Geschmacksache, aber wenn man z.B. seinen Siebträger optimal auf seinen Lieblingskaffee einstellt, dann verschwendet man garantiert nicht eine Bohne. Hier findest du eine Anleitung, ein „Rezept“ und interessante Tipps zum perfekten Einstellen deiner Siebträgermaschine: „Wie man seinen Siebträger richtig einstellt“.
Recycling.
Puren Kaffeesatz kann man sehr gut weiterbenutzen. Im Garten als Dünger oder gegen lästige Schnecken & Co. Aber auch in Sachen DIY-Kosmetik kann man mit Kaffeesatz eine Menge anfangen. Wichtig ist eigentlich nur, dass man ihn gut trocknet, damit er nicht schimmelt.
Hier ein paar Lifehacks für eurer Kaffeesatz-Recycling:
Es braucht nur ein paar Handgriffe, um Kaffeekochen umweltfreundlicher zu machen.
Fazit:
Kaffeekochen geht auch grün, energiesparend, ohne Müll, ohne Verschwendung. Wobei der größte Nachhaltigkeitseffekt durch den Kaffee selbst entsteht. Entscheidest du dich für einen Bio- oder Demeter-Kaffee, hast du schon einen großen Schritt in die umweltfreundlichere Richtung getan. Hinzu kommen eine Portion Wertschätzung für das Luxusgut Kaffee, ein bisschen Nachdenken und unsere kleinen Tipps für mehr Nachhaltigkeit beim Kaffeekochen.
Schreibt uns gern in den Kommentaren. Habt ihr noch mehr Tipps für umweltfreundliches Kaffeekochen? Wir freuen uns auf eure Nachrichten.
Quellen:
*164 Liter pro Kopf im Durchschnitt (Quelle: Statista 2024)
**www.fibl.org/de/infothek/meldung/vorteile-des-biolandbaus-auf-den-punkt-gebracht
***www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/kaffee-kapseln-pads-umwelt-100.html
****Kaffeekapseln: Auf 6,5g Kaffee kommen durchschnittlich circa 2,5g Aluminium oder Kunststoff für die Einzel-Verpackung und noch mal 1,5g Papier für die Umverpackung. Das macht also auf 6,5g Kaffee unglaubliche 4g Verpackung. To-go-Becher: „… jede Stunde… 320.000 verbrauchte Coffee to go-Becher“ (www.duh.de/themen/recycling/verpackungen/becher/)