- Kaffeewissen
Decaf: Schlimme Plörre oder guter Kaffee?
Auch wenn man es als Kaffeefreak nicht glauben mag: Es gibt gute Gründe für einen Decaf. Weil man schwanger ist oder stillt oder schlicht Kaffee liebt, aber mit dem Koffein nicht so gut klarkommt – um nur mal ein paar zu nennen.
Karsten Suhr
Die Frage ist nur: Wie findet man einen Decaf, der nicht chemisch schmeckt? Oder wässrig. Oder so adstringierend, dass sich einem im Mund alles zusammenzieht? Eigentlich ganz einfach: Auf jeden Fall sollte es ein Bio-Decaf sein.
Wie kommt das Koffein AUS dem Kaffee?
Es gibt verschiedene Entkoffeinierungsverfahren. Der wichtigste Unterschied – und nicht nur für den Geschmack entscheidend: Wird das Koffein mit chemischen Lösungsmitteln aus den Bohnen extrahiert? Oder auf natürliche Weise?
Letzteres ist beim Biokaffee der Fall, sonst wäre es ja keiner. Bei Mount Hagen quellen die ungerösteten Bohnen mit warmem Wasser und Wasserdampf, sodass natürliche Quellkohlensäure das Koffein an sich binden kann. This process is repeated several times until the caffeine content is below 0.1%.
Man nennt dieses Procedere CO2-Verfahren.Kohlensäure (also Kohlendioxid) kommt in der Natur als Gas oder in Wasser gelöst vor. Sie ist ein Bestandteil der Luft, die wir ein- und ausatmen. Unter bestimmten Temperatur- und Druckbedingungen ist sie ein ideales Extraktionsmittel für Koffein. So wird aus ganz normalem Kaffee mit natürlichen – d.h. nicht chemisch-synthetischen – Mitteln ein Decaf. Das ist zwar aufwendig, aber sehr schonend, und der Geschmack rechtfertigt es allemal.
Außerdem ist es ein Verfahren (neben dem Swiss Water Process), das für zertifizierte Biokaffees zugelassen ist. Das CO2-Verfahren ist zwar etwas teurer als der Swiss-Water-Prozess, aber der Kaffee behält demgegenüber seinen vollen Geschmack und sein Aroma.
Leider steht auf den meisten Decaf-Packungen nicht, wie der Kaffee entkoffeiniert wurde (bei uns wird das demnächst erfolgen). Klar ist aber, dass fast alle konventionellen Kaffees synthetische Lösungsmittel wie Dichlormethan oder Ethylacetat nutzen, da sie sehr kostengünstig sind. Wie gesagt, wirklich lecker ist das nicht.
Bio-Decaf also.
Und dann? Wonach sucht man dann, um seinen Lieblings-Decaf zu finden? Auch das ist eigentlich nicht so schwer: Was macht sonst (also mit Koffein) euren Lieblingskaffee aus? Ist er säurearm? Kräftig? Woher kommt er? Denn im Prinzip sollte ein entkoffeinierter Kaffee nicht anders schmecken als einer mit Koffein. Nehmt zum Beispiel unseren klassischen Espresso: Es ist ein opulenter, raffinierter Blend aus Papua-Neuguinea-, Peru-, Äthiopien-Arabicas. Und es gibt ihn sowohl mit als auch ohne Koffein. Jede Wette, dass ihr den Unterschied – wenn überhaupt– nur im ganz direkten Vergleich schmecken würdet? Und so soll das auch sein.
Nun könnte man ja auf die Idee kommen, nach Kaffeesorten zu suchen, die von Natur aus weniger Koffein beinhalten.
Willkommen beim Low Coffee.
Das scheint ein neuer kleiner Trend zu sein, der da gerade durch das Internet-Dorf geistert: Low Cafs sind Kaffees, die per se unter 1% Koffeingehalt haben.
Zum Vergleich: „Normale“ Arabicas haben ca. 1,3% Koffein, Robustas mehr als 2% – entkoffeinierte Kaffees max. 0,1%! Der Unterschied ist also recht klein zum klassischen Kaffee und recht groß zum Decaf.
Weil aber die Low Coffees aufgrund des geringeren Koffeingehalts anfälliger für Schädlinge sind, der Anbau darum aufwendiger ist und die Anbaumengen gering sind, ist er ziemlich teuer. Als weitere Variante der Low Cafs gibt es dann noch Mischungen aus nicht entkoffeinierten, also „normalen“, und entkoffeinierten Kaffees, die allerdings auch einiges kosten.
Es bleibt also fraglich, ob sich dieser Trend durchsetzen wird.
Was meint ihr? Wäre das ein Kaffee nach eurem Geschmack?