- Kaffeewissen
Hilfe! Wie findet man seinen Lieblingskaffee?
Wir sind kaffeeverrückt, das ist klar. Wir probieren, schlürfen, trinken den ganzen Tag Kaffee. Wir reden, diskutieren, streiten und schreiben darüber. Wir können ohne Kaffee nicht sein – zumindest nicht glücklich.
Karsten Suhr
Aber für die meisten Menschen ist Kaffee eher der Koffeinkick, der Wachmacher. Geht man allerdings ein bisschen weiter, lässt sich einen perfekt gebrühten Espresso auf der Zunge zergehen (pur, ohne Zucker) und entdeckt, welches Geschmacksuniversum sich da eröffnet – tja, dann…
Die Suche nach dem Lieblingskaffee, den besten Bohnen, DEM Kaffeegeschmack ist dank des unglaublichen Kaffeeangebots nicht sooo einfach. Fangen wir also ganz am Anfang an.
Die verschiedenen Kaffeearten.
Um herauszufinden, welcher der beste Kaffee für deinem Geschmack ist, musst du erst einmal wissen, welche Art Kaffee du am liebsten magst, denn jede braucht ihre spezifischen Bohnen. Prinzipiell gibt es 3 Arten (nicht zu verwechseln mit der botanischen „Artenbestimmung“) von Kaffee bzw. Kaffeezubereitung:
Der Filterkaffee.
Er ist ein „klarer“, eher sanfter, leichterer Kaffee, der in größeren Tassen, Pötten und Bechern serviert wird. Wie der Name sagt, wird er gefiltert. Das kann der klassische Handfilter (oder die Kaffeemaschine) mit Filterpapier oder Permanentfilter sein. Oder – etwas ambitionierter – eine Chemex, Aeropress oder Karlsbader Kanne. Er ist immer ein sogenannter Pour-over, das Wasser wird also langsam auf das Kaffeemehl gegossen.
Der Full-Immersion-Kaffee.
Im Gegensatz zum Pour-over/Filterkaffee wird hier das Kaffeemehl komplett „unter Wasser gesetzt“. Und das geschieht mit der Frenchpress oder auch Druckkolbenkanne. Der Kaffee selbst ist nicht so klar wie ein Filterkaffee, weil mehr Inhaltsstoffe aus dem Kaffeemehl extrahiert werden. Ein Full-Immersion-Kaffee schmeckt dementsprechend intensiver, vollmundiger, wirkt ein bisschen „öliger“.
Der Espresso mit all seinen Varianten.
Er wird im Siebträger oder Vollautomaten mit ca. 9 Bar durch ein mit Espressomehl gefülltes Sieb gepresst. Deshalb ist er verhältnismäßig dickflüssig, intensiv, würzig und wird als Espresso oder Mokka in kleinen (25ml) Tässchen oder Gläsern gereicht. Als Crema serviert – in der größeren Tasse mit ca. 120ml – erinnert er etwas mehr an einen Kaffee, hat aber eine feine Crema, die ihm den Namen gibt.
Der Caffè aus dem Espressokocher.
Streng genommen ist das eigentlich kein Espresso, weil er nicht mit so hohem Druck durch das Sieb des Kännchens gedrückt wird – es sind nur ca. 2 statt 9 Bar. Er ist also ein sehr aromatischer, kräftiger und opulenter Kaffee, öliger als ein Filterkaffee, am ehesten mit einem Frenchpress-Kaffee zu vergleichen, aber manchmal hat er sogar eine kleine Crema.
Alle wichtigen Infos zum Kaffeekochen und den unterschiedlichen Zubereitungsmethoden findest du hier:
Die beste Art, Kaffee zu kochen? Hier sind die Tipps
Die Chemex – den Hype wert? Oder nicht?
Warum man eine Aeropress wirklich brauchen könnte
Würzig, kräftig und ganz einfach: Kaffee aus der Frenchpress
Siebträger – (k)ein Männerding?
Der Kaffeevollautomat – nur was für Faule?
Ein Glücksgriff für alle Fälle
Die richtige Kaffeesorte zur Kaffeeart.
Die wichtigsten Kaffeesorten weltweit sind Arabica und Robusta. Es gibt zwar (botanisch betrachtet) rund 124 bekannte Coffea-Arten, aber nur Coffea Arabica (Arabica-Kaffee) und Coffea Canephora (Robusta) haben wirtschaftlich eine Bedeutung. Sie unterscheiden sich u.a. im Geschmack, im Koffein- und im Säuregehalt.
Arabica-Kaffees sind von Natur aus komplexer, facettenreicher und aromatischer. Was daran liegt, dass sie doppelt so viele Chromosomen haben wie Robustas. Schaut man sich den Koffeingehalt an, dann sind die Arabica-Kaffees weniger stark und auch säureärmer. Wie bei Äpfeln gibt es natürlich Varianten in den Sorten. Bei Mount Hagen haben wir vor allem die Caturra und Catuai (100% Arabica) in unseren Kaffee-Spezialitäten.
Wie das Geschmacksprofil des einzelnen Kaffees aber tatsächlich aussieht, ist von vielen Faktoren abhängig:
Anbaugebiet:
Kaffee wächst im schmalen subtropischen „Kaffeegürtel“, der sich zwischen dem 25. Breitengrad nördlicher und dem 25. Breitengrad südlicher Breite entlang des Äquators erstreckt. Woraus sich ein Menge Aspekte wie Niederschlag, Bodenbeschaffenheit, Bewuchs und Sonneneinstrahlung ergeben, die das Geschmacksprofil des Kaffees prägen.
Anbauhöhe:
Mit der Höhe sinkt in der Regel der Koffeingehalt, dafür steigt der Zuckergehalt. Arabicas werden nur ab 1000 Meter aufwärts angebaut, darum nennt man sie auch Hochlandkaffees. Robustas werden unterhalb von 800 Metern Höhe angebaut.
Röstung / Röstgrad:
Biokaffees oder Espressi können aus derselben Kaffeesorte hergestellt werden – die Röstung entscheidet, was daraus wird. Dunkle, lange Röstungen sind kräftiger, intensiver, säureärmer, darum werden sie für Espressi genutzt. Filterkaffees werden heller, milder geröstet. Das Wichtigste bei der Röstung: Alle Kaffeebohnen müssen sanft, langsam und schonend geröstet werden. Sonst verbrennen sie außen und sind innen noch „roh“ oder verbrennen komplett und werden bitter.
Mount-Hagen-Kaffees werden mindestens 11 Minuten (Espressi 14 Min.) bei ca. 200° im Trommelröster veredelt. Konventionelle Industriekaffees werden meistens im Heißluftverfahren 3–5 Minuten „schockgeröstet“. Das nur zum Vergleich.
Single Origin oder Blend:
Single Origins sind Kaffeespezialitäten aus einer Kaffeesorte und aus einem einzigen Anbaugebiet. Sie haben sehr komplexe, feine, „reine“ Aromen. Ein Blend ist eine Mischung aus unterschiedlichen Kaffees aus mehreren Anbaugebieten. Durch die Kombination ergeben sich einzigartige Geschmacksprofile, die der Röstmeister vorher festlegt.
Ideal für den Filterkaffee.
Für einen Filterkaffee empfiehlt sich grundsätzlich ein hochwertiger Arabica mit hellerem, mittlerem Röstgrad. Nun kann man hier noch zwischen Single Origin und Blend unterscheiden. Was man lieber mag, ist Geschmackssache. Wobei einige Baristi der Meinung sind:
Filterkaffee pur? Dann eher ein Single Origin, weil man so das einzigartige Aromenprofil dieses Anbaugebiets besser wahrnimmt.
Filterkaffee mit Milch? Dann macht eine Kaffeebohnen-Mischung mehr Spaß.
Passend für die Frenchpress.
Für den Full-Immersion-Kaffee aus der Druckkolbenkanne (Frenchpress) nimmt man auch einen hochwertigen Arabica-Kaffee, am besten einen Blend, der ein bisschen dunkler geröstet wurde, meistens wird er auch „Crema“ genannt.
Die perfekten Kaffeesorten für Espresso & Co.
Für Espresso und alle seine Varianten mit oder ohne Milch braucht man einen intensiven Kaffeegeschmack. Das können Mischungen aus Arabica und Robusta sein. Es gibt aber auch reine Arabica-Blends, die sich hervorragend für eine Espresso-Röstung eignen. Und auch hier kommt es natürlich auf deine Vorlieben an.
Womit wir beim eigentlichen Thema wären.
Welchen Geschmack magst du am liebsten?
Hättest du deinen Kaffee gern kräftig oder mild? Würzig? Fruchtig? Nussig? Schokoladig? Da jede Tasse Kaffee wie gesagt durch die Frucht, Anbaugebiet, Anbauweise, die Aufbereitung des Rohkaffees und schließlich durch die Röstung, den Mahlgrad und die Zubereitungsmethode geprägt wird, gibt es also jede Menge Stellschrauben, um deinen Lieblingskaffee zu finden. Bevor die Verwirrung (zu) groß wird, hier eine kleine Anleitung anhand unserer Kaffees.
Schritt für Schritt zum Lieblingskaffee.
Zu allerallererst hast du dich entschieden, einen Biokaffee zu kaufen – und nicht einen Industriekaffee aus konventionellem Anbau. Wir freuen uns darüber sehr, denn damit kannst du eine Menge Gutes für die Biodiversität, die Umwelt und die Kaffeefarmer bewirken. Außerdem kannst du dir sicher sein, dass sich in deinem Tässchen keine Rückstände von Herbiziden o.Ä. befinden. Ein Bio-Fairtrade-Kaffee wie Mount Hagen ist so ziemlich das Beste, was du für mehr Nachhaltigkeit beim Kaffeetrinken tun kannst.
So weit so gut.
Nehmen wir mal an, …
1. Du bist ein großer Fan von Filterkaffee. Das spricht für einen Arabica Kaffee.
2. Du trinkst deinen Filterkaffee am liebsten pur – ohne Milch und ohne Zucker. Weil du die komplexen Aromen in deinem Gaumen, auf deiner Zunge spüren möchtest. Aber der Kaffee sollte mild sein, nicht säurebetont. Das bedeutet: Ein Single-Origin-Arabica-Kaffee ist richtige Wahl.
3. Du magst gern Schoko-Noten. Und Nuss-Aromen. Ein bisschen Süße. Dann wäre unser Peru-Kaffee der passende Kaffee für dich: Mild, nussig, schokoladig mit einer leichten Süße ist er ein Single Origin aus dem Demeter-Anbau von La Chacra D’dago. Eine außergewöhnliche Spezialität, die u.a. durch ihre Demeter-Zertifizierung recht selten ist.
4. Vielleicht magst du aber doch lieber einen intensiv-würzigeren Kaffee? Hier kommt der Single Origin aus Papua-Neuguinea ins Spiel. Er wird durch den vulkanischen Boden geprägt, auf dem er in kleinen Kaffeegärten biologisch angebaut wird. Mild ist er, begeistert aber dann durch einen burschikosen, vollmundigen Abgang.
5. Du stellst fest, dass du ab und zu gern einen Filterkaffee mit Milch trinken würdest. Dafür wäre ein Single Origin zwar nicht „zu schade“, aber dir würde durch die Milch die eine oder andere feine Facette seiner Aromenvielfalt entgehen. Darum ist hier unser klassischer Arabica-Kaffee das Richtige für dich: Warm, würzig, trotzdem mild mit einer leichten Säure. Er ist eine elegante Komposition feinster Bio-Hochland-Arabicas aus Papua-Neuguinea, Honduras und Peru.
Dasselbe Prinzip gilt natürlich auch für die Auswahl deines Espresso-Favoriten.
Kleine Auswahl-Anleitung für Espresso-Liebhaber.
Frage dich, welche Art von Espressozubereitung du haben möchtest:
1. Mit Milch, also einen Cappuccino, einen Latte macchiato oder einen Flat White? Dann solltest du dich für kräftige, vollmundige Espressobohnen mit Schokonoten entscheiden, die sich sehr gut mit der Süße der Milch vertragen. So wie unser klassischer Espresso, der natürlich auch 100% bio ist.
2. Bist du eher Purist und möchtest in deinem Espresso (oder Crema) das Zusammenspiel der unterschiedlichen Aromen mit den feinen Säuren genießen, dann solltest du unseren Peru-Espresso oder den Barista-Espresso probieren. Der erste hat eine komplexe Würze, gepaart mit Schokoaromen und sehr feiner Säure. Der Barista-Espresso ist ein außergewöhnlicher Blend aus 4 Hochland-Arabicas – komplex, mit Kakao-Nussnoten, intensiv. Etwas für ambitionierte Espresso-Fans.
Das Prinzip ist klar – oder?
Der beste Kaffee für dich?
Das ist und bleibt natürlich deine Geschmackssache. Kaffee hat über 800 Aromen, das ist wirklich eine riesige Menge (Wein hat übrigens „nur“ 400). Wenn du also Schritt für Schritt deine Vorauswahl getroffen hast, dann probier mal 3–4 in Frage kommende Kaffees und vergleich sie direkt miteinander.
Hier findest du mehr über Kaffeearomen und wie du dein Kaffee-Tasting zu Hause machst:
Blumig? Nussig? Karamellig? Harzig?
Kleine Einführung ins Cupping: Teil 1
Von allen persönlichen Geschmackssachen mal abgesehen – für uns ist das Wichtigste: die Qualität der Bohnen, was selbstverständlich den Bioanbau mit einschließt. Und die sanfte Röstung im Trommelröster.
Klar ist aber auch: Ein guter, hochwertiger Biokaffee hat seinen Preis. Dafür bringt er neben seinem grandiosen Geschmack aber noch eine ganze Menge Positives mit sich. Und das lohnt sich allemal.