Kaffee: Gesund oder nicht?

Ich liebe Kaffee. Und ich bin damit nicht allein: 2022 wurden in Deutschland 167 Liter Kaffee getrunken – pro Mann, Frau und Nase. Selbst Bier* und Mineralwasser** kommen da nicht mit. Die Motivation mag zwar unterschiedlich sein – Wachmacher, Belohnung, Ritual… –, aber Kaffee wird (fast) immer mit Koffein gleichgesetzt. Womit sich mit schöner Regelmäßigkeit und den Vorsätzen eines jeden neuen Jahres die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen von Kaffee stellt. Versuchen wir all das mal zu sortieren:

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Kristin Oldenburg

foto: ketut subiyanto from pexels

Was bewirkt Kaffee eigentlich im Körper?

Trinken wir also zusammen ein Tässchen meines Lieblingskaffees (Mount-Hagen-Single-Origin-Arabica aus Peru) und schauen wir, was passiert:

1. Station: Der Mund.

Hier im Mund, im Gaumen, und auch in der Nase entfalten sich die über 800 Aromen, die den Kaffee so einzigartig machen. Ob schokoladig, nussig, fruchtig-zitrisch oder karamellig, jeder – gute und sanft geröstete – Kaffee hat seine ganz charakteristischen, harmonischen Aromen, Säuren und Bitterstoffe. Die, in einem perfekt ausgewogenen Verhältnis, den Kaffee zu einem sehr sinnlichen Erlebnis machen (das ist übrigens meine Motivation beim Kaffeetrinken).

Für diese Aromen gibt es, ähnlich wie beim Wein, sehr blumige Bezeichnungen, die die „Specialty Coffee Association in America“ (SCAA) 1995 in einer Grafik genau definiert hat. Schau doch mal hier: „Blumig? Nussig Karamellig? Harzig?“ Da bekommt ihr einen ersten Eindruck von der Sinnlichkeit, die ein guter Kaffee wie der Mount-Hagen-Bio-Arabica zu bieten hat.

2. Station: Der Magen.

Nach ca. 30 Minuten wird über den Magen und den Dünndarm das Koffein resorbiert und im ganzen Körper verteilt. Kaffee bzw. sein Koffein regt die nachgeschalteten Verdauungsprozesse an, darum so gern der Espresso nach dem Essen. Koffein hat eine sehr hohe Bioverfügbarkeit: Nach etwa einer halben Stunde ist die maximale Konzentration im Blut erreicht. Und dann?

Hirn, Herz und der Rest.

Stimulation. Das ist der große Oberbegriff für die Wirkung von Koffein. Im zentralen Nervensystem bewirkt es eine bessere Konzentrationsfähigkeit, und es hat sogar eine leicht schmerzlindernde Wirkung (z. B. bei Migräne und anderen Kopfschmerzen).
Beim Herz stimuliert Koffein die Ausschüttung der Stresshormone, das Herz schlägt schneller, der Puls steigt, der Blutdruck ebenfalls. Das ist aber keinesfalls schädlich, wie Studien immer wieder feststellen. Tatsächlich senkt regelmäßiger Kaffeegenuss von 3–4 Tassen täglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und auch das von Brustkrebs. (Die Quellen dazu findest du weiter unten.)

Schauen wir uns die Muskeln an. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Kaffee bzw. das Koffein Erschöpfungszustände hinauszögert. Außerdem hilft es nach dem Training: Die Glykogenvorräte werden schneller wieder aufgebaut, wenn man Kohlehydrate zusammen mit Koffein zu sich nimmt. Allerdings hat das Olympische Komitee 2004 Koffein von seiner Dopingliste genommen, so umwerfend ist die Wirkung dann eben auch nicht.

Schaut gern mal hier in diesen Blogbeitrag, der den Zusammenhang von Kaffee und Sport noch ein bisschen genauer beleuchtet: „Kaffee und Sport – wie passt das denn?“

Übrigens: Die Story, dass Kaffee entwässert, ist erwiesenermaßen ein Märchen. Kaffee regt kurzfristig die Urinbildung an, weil Koffein die Filterfunktion der Nieren erhöht, was aber a) schnell nachlässt und b) nicht entwässert. Im Gegenteil: 3–4 Tassen Kaffee (ohne Milch, ohne Zucker) kann man getrost zu seiner täglichen Flüssigkeitszufuhr hinzurechnen. Es muss also nicht immer Wasser sein.

Was Kaffee außer Koffein noch zu bieten hat.

Das ist eine ganze Menge: Vitamine, Lipide, Säuren, Mineralstoffe – um nur die wichtigsten zu nennen. Da gibt es z. B. die beiden Lipide Kahweol und Cafestol, die die Leberzellen schützen sollen – und sich damit natürlich positiv auf den gesamten Körper auswirken. Und die Reihe an B-Vitaminen (siehe Infokasten). Und Mineralien wie Kalium, Kalzium Magnesium und Phosphor.

Das Gute an Kaffee ist, dass er viele Antioxidantien (Polyphenole, u. a. Chlorogensäure und Melanoidine) enthält, die freie Radikale „einfangen“ und z. B. den Alterungsprozess dadurch verlangsamen. „In Studien, in denen die antioxidativen Eigenschaften verschiedener Getränke wie Kaffee, Kakao, grünem Tee, Schwarztee, Kräutertee, Cola, Fruchtsäfte und Bier verglichen wurden, erwies sich Kaffee als das signifikant stärkste Antioxidans“.***

Im Kaffee sind besonders B-Vitamine gelöst:

  • Vitamin B2 (Riboflavin)
  • Niacin
  • Pantothensäure
  • Vitamin B6 (Pyridoxin)

 
Sie werden zur Energiegewinnung, für den Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, das Nervensystem, zur Blutbildung und für das Haut- und Haarwachstum benötigt.

Natürlich variieren die Mengen dieser Inhaltsstoffe von Kaffee zu Kaffee. Man kann aber sagen, dass Arabicas z. B. mehr Antioxidantien enthalten als Robustas. Dann kommt es auf die Röstung an: Je dunkler sie ist, desto weniger Chlorogensäure (ein Antioxidant) beinhaltet der Kaffee, was ihn aber auch besonders mild macht.

Wer gerne noch mehr wissen möchte, bitte hier entlang.

Kurz: Kaffee hat generell viele gute, gesunde Eigenschaften. Es kommt aber immer auf den Kaffee an.

Ist Biokaffee besser?

Ja. Und zwar eindeutig. Zum einen, weil ein Biokaffee wie Mount Hagen ohne chemische Keulen wie Herbizide oder Pestizide angebaut wird. Womit klar ist, dass sich auch keine Rückstände davon im Kaffee befinden.

Zum anderen, weil Mount-Hagen-Kaffee sehr sanft und langsam geröstet wird – bei 200 Grad, ca. 11–14 Minuten im Trommelröster. Konventionelle Kaffees dagegen werden sehr schnell, sehr heiß geröstet (2–5 Minuten bei 230° und mehr im Heißluft- oder Zentrifugalröster). Dabei kann Acrylamid, eine krebserregende Substanz, entstehen (wie auch beim Frittieren von Pommes). Davon mal abgesehen: Bei so einer Schockröstung können sich die Aromen der Kaffeebohnen nicht entfalten. Unschwer sich vorzustellen, was das für den Geschmack bedeutet. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären.

Wir lieben Kaffee – wegen seines Geschmacks, seiner Aromen, seiner luxuriösen Sinnlichkeit. Darum behandeln wir ihn bei Mount Hagen mit großem Respekt und viel Sorgfalt. Das gilt für den Bio- und Demeter-Anbau, die Ernte von Hand und die Sonnentrocknung genauso wie für die Veredlung der Rohkaffees in unserer Rösterei. Ein ziemlicher Aufwand, ja, aber er lohnt sich. Immer. Mit jedem Schluck und mit jeder Tasse.

Quellen:

www.academic.oup.com/eurjpc/article/29/6/982/6512055
www.eatsmarter.de/gesund-leben/gesundheit/kaffee-gesund
www.breast-cancer-research.biomedcentral.com/articles/10.1186/bcr2879
https://www.brandeins.de/corporate-services/kaffee-in-zahlen/kaffee-in-zahlen-2015/wie-wirkt-kaffee-im-koerper
https://www.kaffeeverband.de/de/kaffeewissen/kaffee-gesundheit

*91,9 Liter (Statista 2022)
**ca. 130 Liter (Bfze 2023)
***kaffee-wirkungen.de/2024/08/05/antioxidantien/Richelle, M. et al. J of Agricultural and Food Chemistry, 49,3438–3442, 2001.