- Kaffeewissen
Kaffee trinken ohne Reue.
„Oh, puuuh, ich hab’ zu viel Kaffee getrunken…“ Ab und zu hört man das tatsächlich auch schon mal bei uns in der Redaktion – meistens abends, am Ende langer Meetings, nach dem 6. oder 7. Tässchen, wenn mal wieder der Decaf, der entkoffeinierte Bio-Arabica, nicht zum Einsatz kam.
Karsten Suhr
Warum entkoffeinierter Biokaffee? Darum…
Die Ursache für Schwitzehände & Co. ist nicht der Kaffee, sondern sein Koffein. Morgens früh als Starthilfe regt es an und bringt den Stoffwechsel auf Trab, abends (oder in größeren Mengen) raubt es vielen Menschen den Schlaf (siehe Infokasten). Aber – und das ist die gute Nachricht: Koffein hat nichts mit dem Geschmack von Kaffee zu tun. Sprich: Ein entkoffeinierter Kaffee kann (!) genauso gut schmecken wie einer mit Koffein. Wohlgemerkt, „kann“.
Der Decaf sollte immer (!) ein Biokaffee sein. Davon mal abgesehen, dass Bioanbau so viele positive Auswirkungen auf die Umwelt hat, sind nur 2 Entkoffeinierungsverfahren bei „bio“ zugelassen: der sogenannte „Schweizer-Wasser-Prozess“ und das CO2-Verfahren.
Alle anderen Entkoffeinierungsmethoden benutzen Lösungsmittel wie Dichlormethan und Ethylacetat. Zwar darf ein Kaffee, der mit Ethylacetat entkoffeiniert wurde, als „natürlich entkoffeiniert“ bezeichnet werden (Ethylacetat besteht aus Ethanol und Essigsäure), aber über den Geschmack – chemisch, adstringierend, im besten Fall wässrig – decken wir hier lieber den Mantel des Schweigens.
Auf den meisten entkoffeinierten Kaffees steht übrigens nicht, mit welcher Methode ihnen das Koffein entzogen wurde. Darum kann man also nur bei den Biokaffees sicher sein, dass keine chemischen Lösungsmittel eingesetzt wurden.
Koffein, Subst., n, auch Coffein.
Ein Alkaloid, wesentlicher Bestandteil von Kaffee, aber auch von Tee, Guarana und Kakao. Wirkt anregend, erhöht die Konzentrationsfähigkeit. Ein Espresso hat deutlich weniger Koffein als eine vergleichbare Menge Filterkaffee, was an der längeren Röstung liegt. Koffein hat eine relativ lange Halbwertszeit. Es dauert ca. sechs Stunden, bis es zur Hälfte abgebaut ist. Sprich, wenn man um 17 Uhr einen Espresso trinkt, hat man um 23 Uhr immer noch einen halben Espresso im Blut.
Unsere Biomethode zum Entkoffeinieren.
Bei Mount Hagen werden alle Decafs mithilfe des CO2-Verfahrens hergestellt. Das heißt: Die ungerösteten Bohnen quellen mit warmem Wasser und Wasserdampf und werden mit natürlicher, „inerter“* Quellkohlensäure gespült, die das Koffein an sich bindet. Dieser Prozess wird etliche Male wiederholt, bis der Koffeingehalt unter 0,1% liegt. Die Kohlensäure (also CO2) kommt in der Natur als Gas oder in Wasser gelöst vor. Sie ist ein Bestandteil der Luft, die wir ein- und ausatmen. Das Tolle: Unter bestimmten Temperatur- und Druckbedingungen ist sie ein ideales Extraktionsmittel für Koffein. Dieses Entkoffeinierungsverfahren ist zwar recht aufwendig, aber der Geschmack rechtfertig es allemal. Apropos…
Was macht eigentlich den Geschmack beim Kaffee aus?
Die wichtigsten Faktoren für Aromen und Geschmacksnoten sind:
- Anbaugebiet/Bodenbeschaffenheit
- Sonneneinstrahlung und Regenmenge
- Anbauweise
- Ernteverfahren
- Verarbeitung
- Röstung
- Zubereitung.
Das gilt für alle Kaffees – bio oder konventionell, entkoffeiniert oder nicht.
Welcher schmeckt besser?
Natürlich gibt es auch gut gemachte, leckere Kaffees aus konventionellem Anbau. Aber ehrlich gesagt behagt mir persönlich die Vorstellung überhaupt nicht, ein Produkt zu mir zu nehmen (und zwar in rauen Mengen), das mit chemischen Pflanzenschutzmitteln und Dünger behandelt und anschließend noch mit Dichlormethan entkoffeiniert wurde.
„Bio“ und auch „Fairtrade“ sind wichtige Aspekte, die sicherlich weit über den reinen Geschmack hinausgehen. Würde euch ein Kaffee schmecken, von dessen Ernte der Farmer nicht einmal seine Familie ernähren kann? Oder dessen Pflanzenschutzmittel wohlmöglich krank machen? Uns nicht. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Kommen wir zurück zum Geschmack. Ganz gleich, ob entkoffeiniert oder nicht, guter Kaffee ist Luxus. Damit aus einer so kleinen Bohne ein so großer, opulenter Geschmack entsteht, ist viel Arbeit, Zeit, Hingabe, Sorgfalt und noch mehr Arbeit nötig. Wertschätzung bei der Zubereitung hat dein Decaf also allemal verdient. Denn nur dann können sich seine Aromen auch voll und ganz entfalten. Wie das geht und wie du deinen entkoffeinierten Biokaffee noch nachhaltiger zubereiten kannst, das findest du hier:
Fazit: Auf Koffein kann man verzichten. Auf Geschmack definitiv nicht.
Nur weil man mit Koffein nicht zurechtkommt (sei es aus gesundheitlichen Gründen oder weil man schwanger ist oder sehr empfindlich), muss man nicht auf seinen Kaffeegenuss verzichten. Ein Bio-Decaf von Mount Hagen wie z.B. der entkoffeinierte Bio-Arabica ist genauso sorgfältig angebaut, verarbeitet und geröstet worden wie sein koffeinhaltiges Pendant. Würzig, nussig, elegant, mit einer ganz feinen Säure. Wetten, dass du die beiden nicht voneinander unterscheiden könntest? Probier es mal aus.
*inert – lateinisch für „untätig, unbeteiligt, träge“.
Als „chemisch inert“ bezeichnet man Substanzen, die unter den jeweilig gegebenen Bedingungen mit potenziellen Reaktionspartnern (etwa Luft, Wasser, Edukte und Produkte einer Reaktion) nicht oder nur in verschwindend geringem Maß reagieren. (Quelle: Wikipedia)