Bye-bye
Fast Fashion.

Hier kommen Nadel und Faden.

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Barbara Beiertz

foto: kelly sikemma on unsplash

Mottenloch! Geplatzte Naht! Knopf ab, Saum ausgerissen, Riss in der Lieblingsjeans… – Hilfe!

Wenn man sich doch jetzt nur an den Handarbeitsunterricht von vor gefühlt 100 Jahren erinnern könnte… Obwohl das zumindest bei mir auch nicht helfen würde, habe ich mich doch damals mit einer sehr wohlwollenden 4- vom Nähen, Flicken und Stricken verabschiedet. Aber: Das Reparieren von Klamotten hilft. Und zwar nicht nur den Lieblingsteilen, sondern auch beim CO2-Sparen.

Etwa 10% der globalen CO2-Emissionen* werden durch die Textilindustrie verursacht – mehr als die Luft- und Seeschifffahrt zusammen ausstoßen. Sprich: Jedes Kleidungsstück, das wir retten, ändert etwas. Und dazu braucht es nicht mehr als Nadel und Faden.

Wer aber keine Ahnung vom Stopfen und Nähen hat, dem sei das Buch „Verflickt & zugenäht“ (Hauptverlag 2018) von Kerstin Neumöller** empfohlen. Sie gibt hier nicht nur Anleitungen für die „ganz alltäglichen“ Wehwehchen. Sie zeigt auch, wie man Kleidungsstücke höchst dekorativ „repariert“.

foto:
alexandra fuller on unsplash

foto: alexandra fuller on unsplash

Ein Konzept, das übrigens schon seit Jahrhunderten in Japan Traditon hat: Bei Kintsugi wird zerbrochene Keramik mit goldenem oder silbernem Lack so gekittet, dass der Makel ästhetisch und wertschätzend in den Mittelpunkt rückt. Das Ganze basiert auf dem Gedanken des Wabi Sabi, was in etwa „Schönheit des Unvollkommenen“ bedeutet. Die Britin Celia Pym*** hat das übrigens zu einer eigenen Kunstform erhoben und ist mit ihren knallbunten „Flicken“ in angesagten Museen und Galerien vertreten.

Ein Kunstwerk muss der gestopfte Pulli ja nicht gleich werden – und wer so wie ich Mut zur Lücke hat, kann sich natürlich auch an die meist sehr guten Änderungsschneidereien wenden. Oder an eines der vielen Reparatur-Cafés. Oder z.B. mit der Konfekt-Kunststopferei**** in Hamburg Kontakt aufnehmen, die per Online-Diagnose den Schaden begutachtet und ein Reparatur-Angebot macht. Und dann schickt man das gute Stück einfach dorthin. Von den ganzen Online-Tutorials mal abgesehen – es gibt jede Menge Möglichkeiten, seinen Klamotten ein wirklich langes Leben zu schenken, nur Mut.

Gesagt, getan: Bewaffnet mit einem schönen großen Milchkaffee habe ich mich an den (vom Lieblingsmensch gemopsten) dicken Pulli gewagt und das Loch vorne am Bauch (warum sind die eigentlich immer da?) mit einem Maschenstich repariert. In Rot! Na bitte, geht doch!

Quelle:
*www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20201208STO93327/umweltauswirkungen-von-textilproduktion-undabfallen-infografik

** www.haupt.ch/buecher/gestalten-design/verflickt-zugenaeht.html
*** celiapym.com
**** www.knfkt.de