Keine Angst vor der leeren Seite.

Wenn ich an einem Text für solch einen Beitrag sitze, ertappe ich mich bei den immer wieder gleichen Ritualen: Erstmal einen Kaffee kochen. Dann ein neues Dokument aufrufen. Das Raster für den Text hineintippen. Aus dem Fenster kucken. (Sich hoffentlich nicht von der Eichhörnchen-Familie ablenken lassen, die durch die Bäume tobt.) Augen zu. Kaffee trinken. Hände auf die Tastatur. Ein Loch in den Bildschirm starren. Nichts sehen. Und dann geht’s los. Irgendwann.

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Barbara Beiertz

foto: angele kamp on unsplash

Auf der Suche nach der Idee.

Der Begriff „Inspiration“ kommt, wie so viele, aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „Einhauchen“. Ich finde, das trifft es, weil es diesen Moment eines Geistesblitzes, diese seltsame Klarheit gut beschreibt. Die Frage ist nur: Kann man solche Momente bewusst herbeiführen? Ich denke schon. Natürlich gehört Routine dazu. Rituale auch (siehe oben). Und bei mir jede Menge wirklich guter Kaffee. Aber es gibt noch andere Methoden, seiner Kreativität auf die Sprünge zu helfen.

So seltsam es klingt: Absagen wirken oft sehr inspirierend. Weil man mit einer Art Trotzeffekt auf den Frust reagiert und damit sein Gehirn ordentlich in Wallung bringt. Aber wer will schon Absagen bekommen?

Darum hier ein paar positive Inspos für Inspis:

1. Spazierengehen. Klingt banal, ist aber wirksam. So hat eine Studie der University of Stanford gezeigt*, dass Spaziergehen die Kreativität fördert. Es müssen nicht die berühmten 10.000 Schritte sein, allein der Unterschied zwischen Sitzen und Gehen ist offensichtlich entscheidend. Schöner Nebeneffekt: Die gleichmäßige Bewegung entspannt und bringt auf andere Gedanken, die Stimmung wird insgesamt besser und das Immunsystem übrigens auch. Was für ein Glück, dass der Frühling langsam um die Ecke kommt.

2. Gärtnern. Klingt ebenfalls nicht besonders aufregend. Aber die Ablenkung, die Beschäftigung mit etwas völlig anderem löst den Gedankenknoten, und der Einfall kommt wie aus dem Nichts. Man nennt das übrigens REST – Random Episodic Silent Thinking.

3. Vorbilder suchen. Sprich: Biografien lesen, anschauen, anhören. Das macht nicht nur Mut, es zeigt auch, wie andere ihre Probleme gelöst haben – und das kann man ja dann mal für sich ausprobieren. Schaut doch mal hier in der Rubrik „Menschen“, da gibt sehr inspirierende Kaffeegespräche mit Leuten, die eine Menge auf die Beine gestellt haben.

4. Schlechte Ideen haben. Und sie sich von der Seele schreiben. Damit der Kopf frei wird. Funktioniert garantiert (ich spreche da aus eigener Erfahrung).

5. Zähneputzen. Und zwar mit der Hand, die das sonst nicht macht. Das bringt das Hirn auf Trab. Gewohnheiten schalten es sozusagen in einen Energiesparmodus – alle ungewohnten Dinge, alle ungewohnten Wege, alles Komfortzonen-Verlassen hilft der Kreativität auf die Sprünge.

6. Malen. Auch wenn man nicht das geringste Talent hat – einfach loslegen und es versuchen. Auch das räumt den Kopf auf und gibt anderen Gedanken Freiräume.

Apropos Freiräume. Eine Erkenntnis hat mich dann beim Schreiben erwischt: Perfektionismus hilft nicht. Also lasse ich diesen Text jetzt einfach mal liegen. Bis morgen. Und dann schaue ihn mir noch mal an. Mit einer schönen großen Tasse Kaffee. Vielleicht ist er ja gut, so wie er ist.

(Nachtrag: Er ist gut so. Nur eins fehlt noch: Was inspiriert euch? Schreibt uns in den Kommentaren. Wir sind sehr gespannt.)

Quelle:
*news.stanford.edu/2014/04/24/walking-vs-sitting-042414/